Artvergnügen #10 - 11 Kunsttipps, die ihr im Mai nicht verpassen solltet

Der April mit seinem Bilderbuch Aprilwetter liegt nun endlich hinter uns. Es kann nur besser werden. Das verrückte Wettertreiben hat einen ganz schön auf Trab gehalten. Musste man doch auf jegliche Wettersituation vorbereitet sein. Sonne, Regen, Schnee und Graupelschauer – so bunt wie das Wetter des Vormonats wird auch das Kunstprogramm in diesem Monat. Klassische, moderne und Gegenwartskunst – Fotografie, Theaterperformance und ein partizipatives Ausstellungsprojekt mit experimentellen Charakter - die Hamburger Kunsthäuser haben sich wieder einiges überlegt, damit euch nicht langweilig wird.

Eine besondere Ausstellung, die allen zu empfehlen ist, ist die neue Sonderausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe. Ist essen noch ein Grundbedürfnis oder entwickelt es sich zur performativen Selbstbehauptung? Diese und noch weitere Fragen werden hier gestellt. Das „Theater der Welt“ bildet mit Abstand das Highlight für diesen Monat und präsentiert euch ein internationales, kreatives Kunstspektakel in der schönsten Hansestadt.

© MKG
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Eigensinn. GEDOK-Künstlerinnen in der hamburgischen Sezession

Das Museum für Kunst und Gewerbe zeigt rund 50 Werke anlässlich des Jubiläums des Kunstvereins Gemeinschaft Deutscher und Österreichischer Künstlerinnenvereine aller Kunstgattungen – kurz GEDOK.
Das Künstlerinnen- und Kunstfreundinnennetzwerk etablierte sich in den 1920er Jahren als Protest- und Gegenbewegung zu der durch und durch männerdominierten Kunstszene der damaligen Zeit. Der Verein existiert auch heute noch und unterstützt wie eh und je Künstlerinnen aller Sparten. Der Eigensinn der Gründerinnen verhalf dem Verein, dass sich die GEDOK in den 1920er Jahren zu einer bedeutenden, überregionalen Plattform entwickelt.
Mit der Ausstellung wird gezeigt, welche Vielfalt, die dem Verein zugehörigen Künstlerinnen zu Tage brachten. Zu sehen sind Gemälde, Grafiken und Objekte aus dem Bestand der Hamburger Sparkasse und der Sammlung des Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg.
Etablierte Künstlerinnen wie  Anita Rée (1885-1933), Alma del Banco (1862-1943), Alexandra Povòrina (1885-1963), Elena Luksch-Makowsky (1878-1967) oder Gretchen Wohlwill (1878-1962), die alle dem elitären Kreis der Hamburgischen Sezession angehörten, hatten einen mühsamen und schweren Weg gefunden, den Konventionen zu trotzen und sich als erfolgreiche Künstlerinnen zu behaupten.

  • Museum für Kunst und Gewerbe
  • noch bis 1. Oktober 2017 | Dienstag - Sonntag: 10:00-18:00 Uhr
  • Eintritt 12 Euro, ermäßigt 8 Euro
© HAGEN STIER

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Karl Ballmer. Kopf und Herz


Der Wahlhamburger Karl Ballmer kam 1922 nach Hamburg und machte die Stadt zu seiner Heimat, bis er 1938 zurück in die Schweiz musste. 1930 schloss er sich der Hamburger Sezession an. Eine der letzten gegründeten künstlerischen Sezessionsgruppen. Unter dem Druck der Nationalsozialisten löste sich die Gruppe 1933 wieder auf. Ballmer, ein anthrophosophischer Avantgardist, malte Porträts, Figuren und Landschaftsbilder und arbeitet weiterhin als philosophierender Schriftsteller. Seine Werke wurden schon damals in der Kunstszene hoch angesehen. Unter anderem wurden seine Bilder mit Werken von Klee und Kadinsky zusammen ausgestellt. Sein Wirken in der Hamburger Sezession trug dazu bei, dass die künstlerische Arbeit sich auf sehr hohem Niveau befand. Die Werkschau „Kopf und Herz“ präsentiert die Arbeiten von Ballmer erstmals in einer Einzelschau und gerade für Interessierte, die sich mit Hamburger Malern beschäftigen einen Besuch wert.

  • Ernst Barlach Haus
  • 05. März bis 18. Juni 2017| Dienstag - Sonntag: 11:00-18:00 Uhr
  • Eintritt 7 Euro, ermäßigt 5 Euro
©Altonaer Museum
©Altonaer Museum

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Ernst Eitner. Monet des Nordens

Das Jenisch Haus präsentiert eine Werkschau des sogenannten „Monet des Nordens“. Der Maler Ernst Eitner zählt zu den Gründungsmitgliedern des Hamburgischen Künstlerclubs von 1897. Sein Stil wird auch heute noch als experimentierfreudig wahrgenommen. Damals wurde sein künstlerisches Geschick mehr missachtet und erst später wurde sein kreatives Genie entdeckt. Die Ausstellung zeigt in großen Umfang mitunter von Gemälden aus Privatbesitz und eigenem Bestand die Vielfalt Eitners Arbeit.
Mit Hilfe von Tagebüchern und privaten Aufzeichnungen Eitners wird die Ausstellung ergänzt und der Besucher bekommt einen Eindruck von dem facettenreichen Hamburger Kunst- und Kulturgeschehen an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert.

  • Jenisch Haus
  • 16. Mai - 12. November 2017 Dienstag – Sonntag: 11:00 - 18:00 Uhr
  • 6,50€
© Instagram via tanyabonakdargallery

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Precious Provincials. Georgia Gardner Gray

Im Hamburger Kunstverein präsentiert die US-amerikanische Künstlerin Georgia Gardner Gray erstmals eine institutionelle Einzelausstellung. Großformatige Malereien, Skulpturen und Zeichnungen werden gezeigt. Die Regie wird durch eine Erzählung eines Theaterstücks geführt. In Anlehnung an die Komödie des französischen Dramatikers Molières entwickelte Gardner Gray eigens für den Kunstverein die Erzählung. Sie beschäftigt sich in ihren Werken Vorrangig mit Alltagsszenen und  erzählt von gegenwärtigen Lebensstilen durch stilisierte Figurenkonstellationen.
In ihrer neu entstandenen Serie zeigt die Künstlerin Außenseiterfiguren wie Punks, Groupies oder Straßenmusiker, die aus dem Müllcontainer gefischte Croissants essen und sich durch akzeptierte, traditionell non-konforme Verhaltensweisen der gültigen Etikette und dem Mainstream verweigern. Ebenso beschäftigt sie sich mit Geschlechterrollen und Konstellationen und der damit einhergehenden Machtverhältnisse. Mal zeigt sie die unzufriedene Intellektuelle, mal das coole von Jungs ignorierte Schulmädchen, mal ein verkatertes Paar mit Spuren von Kokain und Aspirin auf dem Nachttisch als Folgen einer Party. Gardner Gray versteht die unkonventionelle Haltung der Bohème als prototypisch für die aktuelle Entwicklung einer Gesellschaft, die permanente Veränderungen und experimentelle Lebensformen zum Standard erhoben und nun mit der Ambivalenz zwischen Selbstbestimmung, Haltung und Freiheit umzugehen hat.

  • Kunstverein Hamburg
  • 22. April - 18. Juni 2017| Dienstag bis Sonntag: 12 - 18 Uhr
  • 5,00 Euro, ermäßigt 3,50 Euro
© Andreas Herzau
© Andreas Herzau

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Andreas Herzau. Helvetica

"Helvetica" ist Andreas Herzaus neueste Arbeit, die eine fotografische Auseinandersetzung mit der Schweiz darstellt und in der FREELENS Galerie erstmals ausgestellt wird.
Diese Arbeit porträtiert ein Land mit all seinen Facetten, Klischees und Realitäten, verarbeitet Erfahrung mit dem "fremd sein" und richtet sin Augenmerk auf die sozialen, politischen und gesellschaftlichen Bruchstellen.
Andreas Herzau ist ein Hamburger Fotograf, für seine Arbeit reiste er mehrmals in die Schweiz und fotografierte die verschiedensten Sujets, Gesellschaftsgruppen und Orte.
Am 18. Mai lädt der Fotograf zum Künstlergespräch ein. Wer also mehr über die Arbeit von Andreas Herzau erfahren möchte, sollte sich diesen Termin fett im Terminplaner notieren.

  • FREELENS Galerie
  • 6. April bis 24. Mai 2017 | Montag bis Donnerstag: 11 – 18 Uhr, Freitag: 11 – 16 Uhr
©MKG
©MKG

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Food Revolution 5.0. Gestaltung für die Gesellschaft von morgen

„Du bist, was Du isst“. In der Ausstellung Food Revolution 5.0 beschäftigt sich das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MKG) mit einer der dringlichsten Fragen des 21. Jahrhunderts: Wie sieht die Zukunft unserer Ernährung in einer durch schwindende Ressourcen geprägten Wachstumsgesellschaft aus?
Einst zählte Nahrungsaufnahme zu den Grundbedürfnissen des Menschen. In der Zubereitung von Speisen liegt die erste Kultivierung laut dem Ethnologen Claude Levi-Strauss. Mittlerweile ist Nahrung und Kochen längst nicht mehr das, was es mal war. Die Sinnbedeutung hat sich verschoben. In der Handlung rund ums Essen steckt nun so viel mehr. Wir leben in einer Überflussgesellschaft, in der sich das Kochen und Essen zu einem kreativen Selbstdarstellungsprozess etabliert hat, wohingegen gleichzeitig Armut und Hunger den Alltag anderer Menschen dominiert. Die Ausstellung wirft einen kritischen Blick auf die globale Nahrungsmittelindustrie und fragt, welche Visionen Gestalter, Architekten und Wissenschaftler für die dringend erforderlichen Veränderungen entwickeln. Food Revolution 5.0 macht ihre Fragen und Forschungen für Besucher sicht- und erfahrbar und will dafür sensibilisieren, dass die Zukunft des Menschen entscheidend von der Zukunft der Ernährung abhängt.

  • Museum für Kunst und Gewerbe
  • 19. Mai bis 29. Oktober 2017 | Dienstag - Sonntag: 10:00-18:00 Uhr
  • Eintritt 12 Euro, ermäßigt 8 Euro Mehr
© Deichtorhallen Hamburg
Hanne Darboven in ihrem Studio, 1987/1988. Courtesy Hanne Darboven Stiftung, Hamburg

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In die Ausstellung von Hanne Darboven gehen

Zum dritten Mal widmen die Deichtorhallen Hanne Darboven eine Ausstellung. Die Konzeptkünstlerin absolvierte ihr Studium an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg und ging anschließend nach New York, wo sie sich in einem männerdominierte Feld ein Namen machen konnte. Begegnungen und Freundschaften mit anderen Künstlern wie Sol LeWitt und Carl Andre prägten zu der Zeit ihre Arbeiten mit Zahlen und Millimeterpapier.

Die jetzige Ausstellung wird sich vor allem mit dem Werk Kinder dieser Welt beschäftigen, welches eine gesamte Etage einnimmt. Eine Arbeit, die sich mit der jüngsten Vergangenheit befasst und den Fall der Mauer, das Ende des kalten Krieges und mit Zukunftsoptimismus jongliert. Darüber hinaus werden auch Werke anderer Künstler ausgestellt, um Darboven im Dialog mit ihren Kollegen zu sehen. Am besten ihr meldet euch für eine Führung an, denn so ganz ohne Vermittlung lässt sich dieser Schatz nur schwer ermitteln.

  • Sammlung Falckenberg
  • 25. Februar – 03. September 2017; Dienstag - Sonntag: 11 - 18 Uhr
  • 10 Euro, ermäßigt 6 Euro
© 2017 Pechstein Hamburg / Tökendorf
© 2017 Pechstein Hamburg / Tökendorf

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Max Pechstein. Künstler der Moderne

Max Pechstein war ein bedeutender expressionistischer Maler und Grafiker des 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung im Bucerius Kunst Forum versucht dem Besucher die unterschiedlichen Etappen und Schaffensphasen Pechsteins zu präsentieren. Der Künstler war ein Vorreiter seiner Zeit, ein analoger Nomade und arbeitete von verschiedensten Orten aus. Die örtlichen und kulturellen Eindrücke verarbeitete er in seinem gemalten Werken. Er lebte unter anderem in Paris, Berlin und Dresden, Nidden auf der Kurischen Nehrung, Monterosso in Italien, Palau in der Südsee und die ostpommerschen Orte Leba und Rowe.  Aber nicht nur Umgebung und kulturelle Vielfalt beeinflusste die Kunst Pechsteins. Die Ausstellung zeigt ebenfalls, dass der Künstler neue Techniken der Malerei verarbeitete und sich als Schaffenslinie durch seine Werke verfolgen lässt.

  • Bucerius Kunst Forum
  • 20. Mai - 3. September 2017; täglich: 11:00 – 19:00 Uhr, donnerstags: bis 21:00 Uhr
  • 8,00€, ermäßigt 5,00€
© Hamburger Kunsthalle
© Hamburger Kunsthalle

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Open Access. 13 Blicke in die Sammlung

Mit dem Ausstellungsprojekt „Open Access. 13 Blicke in die Sammlung“ wird verschiedensten Hamburgern und Hamburgerinnen die Möglichkeit gegeben Teil des Ausstellungsteams der Hamburger Kunsthalle zu werden. Eine Möglichkeit, die sich nicht so leicht ergibt. Das Projekt möchte die Ideale der Bildungs- und Vermittlungsarbeit des ersten Direktors der Hamburger Kunsthalle, Alfred Lichtwark (1852-1914), mit neuen Konzepten im 21. Jahrhundert weiterentwickeln. Die Idee ist im Austausch und in der Zusammenarbeit neue Fragestellungen an die Sammlung zu entwickeln.   12 Personen haben sich auf Einladung des neuen Direktors beworben, an diesem Projekt teilzunehmen. Sie alle kamen zu unterschiedlichsten Momenten auf verschiedensten Wegen und Weisen nach Hamburg, jedoch eint sie, dass sie mittlerweile alle zu Hamburgern geworden sind und die Hansestadt ihre Heimat ist.
Die Hamburger Kunsthalle möchte damit einen Dialog über aktuelle Themen der vielfältigen und interkulturellen Stadtgesellschaft anregen und lädt alle Bürger und Bürgerinnen ein, sich daran zu beteiligen. Die Ausstellung versteht sich als Auftakt für eine aktuelle Befragung des Museums als öffentlicher Ort und als einen Ort für die Öffentlichkeit. In Workshops haben die Teilnehmer gemeinsam mit den Kuratoren eine Ausstellung erarbeitet, die ihre Fragestellung präsentieren. Ab dem 12. Mai wird das Ergebnis in der Kunsthalle zu sehen sein. Man darf gespannt sein, welche 13 Blicke sich in die Sammlung ergeben haben und wie die kreative Umsetzung erfolgt ist.

  • Hamburger Kunsthalle
  • 13. Mai bis 27. August 2017, Dienstag bis Sonntag: 10:00 - 18:00 Uhr
  • 12€, ermäßigt 6€
© Hamburger Kunsthallte

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Die Poesie der Venezianischen Malerei: Paris Bordone, Palma il Vecchio, Lorenzo Lotto, Tizian

Paris Bordone war Maler der venezianischen Schule und Lehrling von Tizians. Künstler war zu dieser Zeit ein etablierter Beruf und das Handwerk wurde in Perfektion beherrscht. Als Berufsmaler porträtierte er die Reichen und Schönes des 16. Jahrhunderts in Italien, Frankreich und Deutschland. Vor allem die weibliche Gesellschaft setzte er gekonnt in Szene. Sein Handwerk erlernte er von seinem Lehrer Tizians, der später auch zu den Rivalen seiner Zeit gehörte.

Die Kunsthalle zeigt rund 100 Werke der venezianischen Malerei. Unter anderem Gemälde und Grafiken von Bordone, Palma il Vecchio, Lorenzo Lotto und Tizian und liefert euch einen wunderbaren Einblick in die farbenträchtigste Blütezeit der venezianischen Schule. Gleichzeitig vermittelt die Ausstellung ein Weltbild dieser Zeit, also begebt euch auf eine kleine Reise in das frühe Venedig und dessen Auswirkungen beziehungsweise Wechselwirkungen mit der internationalen Kunst.

  • Hamburger Kunsthalle
  • 24. Februar - 21. Mai 2017; Dienstag bis Sonntag: 10 - 18 Uhr
  • 12 Euro, ermäßigt 6 Euro
©tdw
©tdw

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Theater der Welt

Das Theater Festival "Theater der Welt" findet nun endlich wieder in Hamburg statt. 1989 gastierte das Festival das letzte Mal in Hamburg. Ab dem 25. Mai verwandelt sich die Stadt in ein internationales Potpourri der Künste. Von Hamburg bis Samoa, von New York bis Kairo oder Damaskus, von Sydney über China bis Rio de Janeiro werden Künstlerinnen und Künstler nach Hamburg eingeladen. Ganz Hamburg wird sich an den verschiedenen Inszenierungen, Performances und vieles mehr satt sehen können. Insgesamt trumpft das Festival mit 45 internationalen Produktionen auf.
Neben den Hauptspielstätten Kampnagel und Thalia Theater wird es im Hafen ebenfalls Orte der kreativen Bühne geben. „Theater der Welt 2017“ betrachtet den Hafen als Ausgangspunkt und Denkfigur: Er ist gigantischer Umschlagplatz für den weltweiten Verkehr von Menschen, Kulturen und Waren, ein Ort der Ankunft und des Aufbruchs.

 

  • Kampnagel
  • 25. Mai bis 11. Juni 2017
  • Weltkarte 50,00 Euro (50 % auf alle Vorstellungen)
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