Artvergnügen #8 – 11 Ausstellungen und Performances, die ihr im März nicht verpassen solltet

Das Jahr hat kaum begonnen und schon fast sind wir durch das erste Quartal durchgerauscht. Der Frühling rückt immer näher. Ab und an zeigt auch mal die Hamburger Sonne ihr Gesicht, ist damit aber noch sehr zurückhaltend unterwegs. Umso besser, dass Hamburg eine bunte Kultur- und Kunstlandschaft zu bieten hat. So lassen sich verregnete Hamburger Sonntage doch sehr unterhaltsam verbringen. Ein Highlight in diesem Monat sind auf jeden Fall die Fotoausstellungen in den Deichtorhallen. Da gibt es tolle Sachen zu sehen. Und wer hier immer schön aufmerksam liest, wird bemerken, dass sich eine kleine Veränderung eingeschlichen hat. Das Artvergnügen wird sich zukünftig auch auf andere Gattungen der Kunst ausweiten. Diesen Monat eine Empfehlung für eine Tanzperformance der besonderen Art auf Kampnagel. Ein schönen März und viel Spaß! Man sieht sich sicherlich hier und da.

© Marie Hald

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European Photo Exhibition Award

„Shifting Boundaries“ das diesjährige Thema des European Photo Exhibition Awards bringt Fotografen aus neun europäischen Ländern zusammen, die ihre Arbeiten vom 03. März bis zum 01. Mai 2017 im Haus der Photographie zeigen.

Migration und Bewegung ist eines der natürlichsten Phänomene der Menschheit. Dabei spielen Grenzerfahrungen eine große Rolle.  Aktiv oder passiv – positive wie negative Erfahrungen gehen damit einher. Was ist Europa, wo fängt es an, wo hört es auf, wie fing es an, wo geht es hin? Wo sind die Trennungs- bzw. Teilungslinien? Die Fotografen versuchen sich mit der Fragestellung historisch, geografisch, sozio-kulturell sowie psychologisch in Foto-Essays zu nähern. Durch die verschiedenen Künstler entsteht ein innereuropäischer Dialog, gespeist durch die unterschiedlichen Sichtweisen, die dem Besucher, aber auch allen Beteiligten eine Horizonterweiterung bietet. Ausgewählt wurden die Fotografen von Ingo Taubhorn, Kurator des Hauses der Photographie der Deichtorhallen Hamburg, dem norwegischen Fotografen Rune Eraker, dem Soziologen und Kurator Sérgio Mah aus Portugal sowie dem künstlerischen Leiter des italienischen Photolux Festivals in Lucca, Enrico Stefanelli. Die vier Kuratoren haben die Fotografen bei der Erarbeitung ihrer fotografischen Kommentare begleitet.
Nachdem die Hamburger ihre Begeisterung für die Arbeiten zeigen durften, wird die Ausstellung in Oslo ihren Abschluss finden.

© Carmen Catuti, Holger Jenss

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Gute Aussichten – Junge Deutsche Fotografie

Auch in diesem Jahr werden wieder die Preisträger des wichtigsten Nachwuchspreises für Fotografie in den Deichtorhallen gezeigt. Es scheint ein zentrales Thema zu geben, das sich unabgesprochen, jedoch übergeordnet etabliert hat. Die Auseinandersetzung mit dem Eigenen und dem Fremden scheint in allen Arbeiten behandelt zu werden.  Mit Andreas Hopfgarten und Julia Steinigeweg sind auch zwei Hamburger Fotografen vertreten. Ihre Arbeiten könnten unterschiedlicher nicht sein. Letztere sucht das Befremdliche in direkter Umgebung und portraitiert Menschen und ihre Beziehungen zu Puppen, während Andreas Hopfgarten in seiner Arbeit "Proustsche Elementarteilchen: Die Weltesche Yggdrasil" das Thema der Erinnerung aufgreift und dabei ein komplettes künstlerisches Universum erschafft.
Die Ausstellung hat eine Vielfalt an Werken zu bieten und ist in jedem Fall einen Besuch wert, damit ihr wisst, was euch demnächst an Newcomer Fotografen erwarten wird.

© Universum Bremen
© Universum Bremen

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Entscheiden: Eine Ausstellung über das Leben im Supermarkt der Möglichkeiten

An alle Entscheidungsunfreudigen und Hin- und Herdenker: die interaktive Ausstellung „Entscheiden“ präsentiert euch noch bis zum 23. April einen Supermarkt der Möglichkeiten. Hier könnt ihr über euer persönliches Entscheidungsverhalten nachdenken. Auf einem Rundgang durch eine Welt, in der alles möglich scheint, aber wenig sicher ist, setzt ihr euch mit Fragen verschiedenster Lebensbereiche auseinander, die jeden von uns kontinuierlich beschäftigen. Also wenn ihr Unterstützung in Entscheidungsfindungen braucht oder euch damit auseinandersetzen wollt, was wir jeden Tag alles zu entscheiden haben, dann ist die Ausstellung „Entscheiden“ genau das Richtige für euch.

Am Sonntag den 26. März habt Ihr die Gelegenheit an einem Experiment teilzunehmen. Bei „Schießen oder nicht schießen? Die Sozialpsychologie schneller Entscheidungen“ könnt ihr euer Entscheidungsverhalten in bedrohlichen oder stressbedingten Situationen unter den Prüfstand stellen. Iniobong Essien und Marleen Selter von der Universität Hamburg stellen ihre aktuellen Forschungsergebnisse der Sozialpsychologie vor.

  • Museum der Arbeit Wiesendamm 3, 22305 Hamburg
  • Bis 23. April 2017 | Montag: 13:00-21:00 Uhr, Dienstag - Samstag: 10:00-17:00 Uhr, Sonntag, Feiertags: 10:00-18:00 Uhr
  • 7,50 Euro, ermäßigt 4,50 Euro
© Pascal Kerouche

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Pascal Kerouche „Snapshot Stories“

Letzten Freitag eröffnete in der Affenfaust Galerie mit riesen großem Andrang die Ausstellung des Fotografen Pascal Kerouche. Noch bis zum 02. März 2017 könnt ihr die wunderbare Arbeit des Fotografen bestaunen. Unter anderem arbeitete er als Fotograf für Snoopdog, lebte einige Zeit in New York und hat auch sonst vieles und spannendes vor die Linse bekommen. Wenn euch das Ganze gefällt könnt ihr gleich das Buch mitnehmen, was es seit letzter Woche zu kaufen gibt. Ein Besuch ist es in jedem Fall wert.

© Zeit Magazin

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Magazin machen – Zeitmagazin

Das Magazin. Obwohl wir in einer digitalen Welt leben, in der mehr und mehr Lebensbereiche virtualisiert werden, gibt es dennoch – und zum Glück –  Dinge, die analog passieren. Das Magazin gehört zu dieser Gattung, die im Analogen viel Spaß macht. Haptisch sowie visuell entsteht somit wieder und wieder Gebrauchskunst.
Die zentrale Frage der Ausstellung: Wie entsteht ein Magazin, welche Rolle spielen Fotos und Text. Wie funktioniert das Spiel mit Gewohnheit und Variation. Mit jeder neuen Ausgabe fragen sich die Macher: "Und was jetzt? Wie machen wir es diesmal?". Die Ausstellung zeigt beispielhaft am Zeit Magazin den Entstehungsprozess eines Magazins. Vor allem spielt die Bebilderung von Fotos bis zur Illustration eine große Rolle. Die Besonderheiten des Magazins, von den Rubriken bis zu herausragenden Fotostrecken werden wie in einem Querschnitt ausgebreitet und können miteinander verglichen werden. Zu sehen sind über 200 Exponate, teils in großformatigen Ausdrucken.

  • Museum für Kunst und Gewerbe Steintorplatz 1, 20099 Hamburg
  • 17. März bis 2. Juli 2017 | Dienstag - Sonntag: 10:00-18:00 Uhr
  • Eintritt 12 Euro, ermäßigt 8 Euro
© Kunsthalle Hamburg

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WARTEN. Zwischen Macht und Möglichkeit

Zeit ist aus heutiger Sicht Mangelware. Zeit ist Geld und niemand hat genug davon. Warten als ungewollte Praktik kann nervenaufreibend sein und ungeduldig machen, kann sowohl auch Machtzuschreibung bedeuten. Das Warten – man befindet sich in einem ungewollten Raum, in dem Zeit überbrückt werden muss, um den Anschluss überzuleiten – ein Transitraum. Warten ist passiv und wer wartet verfügt über weniger Macht, als der, der auf sich warten lässt. Was wäre aber, wenn man das Warten mit positiver Energie fülle und es nicht als Zeitverlust sondern als Zeitgewinn wahrnehme?

Die Künstler haben sich in unterschiedlichster Form mit der sozialen Praktik des Wartens beschäftigt und porträtieren Menschen in wartenden Situationen. Welche Strategien bzw. welche Identifikationsmuster lassen sich ableiten. Wer ist Wartender und wer lässt warten? Eine künstlerische Auseinandersetzung mit einem sozialen Phänomen, welches unseren Alltag füllt.

© Deichtorhallen Hamburg
Hanne Darboven in ihrem Studio, 1987/1988. Courtesy Hanne Darboven Stiftung, Hamburg

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In die Ausstellung von Hanne Darboven gehen

Zum dritten Mal widmen die Deichtorhallen Hanne Darboven eine Ausstellung. Die Konzeptkünstlerin absolvierte ihr Studium an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg und ging anschließend nach New York, wo sie sich in einem männerdominierte Feld ein Namen machen konnte. Begegnungen und Freundschaften mit anderen Künstlern wie Sol LeWitt und Carl Andre prägten zu der Zeit ihre Arbeiten mit Zahlen und Millimeterpapier.

Die jetzige Ausstellung wird sich vor allem mit dem Werk Kinder dieser Welt beschäftigen, welches eine gesamte Etage einnimmt. Eine Arbeit, die sich mit der jüngsten Vergangenheit befasst und den Fall der Mauer, das Ende des kalten Krieges und mit Zukunftsoptimismus jongliert. Darüber hinaus werden auch Werke anderer Künstler ausgestellt, um Darboven im Dialog mit ihren Kollegen zu sehen. Am besten ihr meldet euch für eine Führung an, denn so ganz ohne Vermittlung lässt sich dieser Schatz nur schwer ermitteln.

© Leonore Mau
© Leonore Mau

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Von Hamburg in die Welt. Die Fotografin Leonore Mau

In der Ausstellung wird das Werk der Fotografin Leonore Mau anlässlich ihres  100. Geburtstags präsentiert. Ihre Arbeiten wurden in Zeitungen und Zeitschriften wie GEO, Spiegel, ZEIT und Stern abgedruckt und sind von ihren Reisen geprägt. Ausgangspunkt ihrer Fotografie ist jedoch Hamburg. So dokumentierte sie in der 60er Jahren den architektonischen Wandel in Hamburg, aber machte sich ebenso das Alltagsleben der Hamburger zum Motiv. Die Ausstellung bietet also eine kleine Zeitreise zurück in die 60er bis 80er Jahre Hamburgs und der Welt und lässt euch bei dem einen oder anderen Bild mal schmunzeln. Eine tolle Ausstellung für einen Sonntagsausflug nach Klein Flottbek.

© Scheler, Keetmann

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Auf der Autobahn in die Moderne

Die Ausstellung präsentiert einen Sammlungsbestand des Museums und kontextualisiert diese mit einer zentralen Fragestellung. Der Fokus liegt auf der Fotografie der Nachkriegsmoderne, ihre gestalterischen und thematischen Strategien werden dabei sichtbar. Ein Foto spielt hier eine besondere Rolle, um die sich das Ganze aufbaut. „Nächtliche Großstadt“ von 1951, aufgenommen von dem Fotografen Heinz Hajek-Halkes wird zum elementaren Werk der Ausstellung. Lichtlinien von Autoscheinwerfern durchqueren das Bild und legen ein Raster über die Straßenszene. Die Individualisierung der Motorisierung und die damit einhergehende strukturelle Veränderung des Stadtbildes, wurde in der Fotografie festgehalten. Das Spiel aus Tag und Nacht und Licht nimmt eine wichtige Rolle ein. Die subjektive Fotografie als Stilmittel wird sehr deutlich. Szenen wir Stadtleben, Autoverkehr und Autobahnen sind ein wiederkehrendes Element. Zu sehen sind rund 30 Arbeiten von Heinz Hajek-Halke (1898-1983), Kōrō Honjō (1907-1995), Peter Keetman (1916-2005), Guido Mangold (*1934), Max Scheler (1928-2003), Otto Steinert (1915-1978) und anderen Fotografen aus den Beständen des Museums für Kunst und Gewerbe.

© HAGEN STIER

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Karl Ballmer. Kopf und Herz


Der Wahlhamburger Karl Ballmer kam 1922 nach Hamburg und machte die Stadt zu seiner Heimat, bis er 1938 zurück in die Schweiz musste. 1930 schloss er sich der Hamburger Sezession an. Eine der letzten gegründeten künstlerischen Sezessionsgruppen. Unter dem Druck der Nationalsozialisten löste sich die Gruppe 1933 wieder auf. Ballmer, ein anthrophosophischer Avantgardist, malte Porträts, Figuren und Landschaftsbilder und arbeitet weiterhin als philosophierender Schriftsteller. Seine Werke wurden schon damals in der Kunstszene hoch angesehen. Unter anderem wurden seine Bilder mit Werken von Klee und Kadinsky zusammen ausgestellt. Sein Wirken in der Hamburger Sezession trug dazu bei, dass die künstlerische Arbeit sich auf sehr hohem Niveau befand. Die Werkschau „Kopf und Herz“ präsentiert die Arbeiten von Ballmer erstmals in einer Einzelschau und gerade für Interessierte, die sich mit Hamburger Malern beschäftigen einen Besuch wert.

© Andrea Macchia

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Alessandro Sciarroni: Folks, will you still love me tomorrow?

Ein aufsteigender Star unter dem Tanz- und Theaterhimmel ist der italienische Choreograf Alessandro Sciarroni. Und nun kommt er mit seinem Tanzstück „Folks, will you still love me tmorrow?” in die schönste Stadt der Hansestädte. In dem Stück interpretiert der Choreograf den bayrisch-österreichen Volkstanz Schuhplattler neu. Mit archaischen Wiederholungen und rhythmischen Strukturen inszeniert er eindrucksvoll, intelligent und mit offenem Ende. Eine Perfektion aus Rhythmus- und Körpergefühl der Tänzer. So schweißtreibend und kräftezehrend es für die Tänzer auch sein mag, die abstrakte Darbietung wird die Zuschauer begeistern und ihren Bann ziehen. Insgesamt werden drei Vorstellungen auf Kampnagel stattfinden. Am Donnerstag dem 16. März 2017 ist Premiere. Auf keinen Fall solltet ihr euch diese Show entgehen lassen.

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