Artvergnügen #7 - 11 Ausstellungen, die ihr im Februar nicht verpassen solltet
Mittlerweile hat sich das neue Jahr eingependelt. Alle sind im Jahr 2017 angekommen – der eine mehr, der andere weniger. Trumps Amtseintritt hat uns alle wieder auf den Boden der Tatsachen geholt und somit befinden wir uns wieder mitten in der Realität. Ein großes Highlight hatte 2017 dennoch schon: Die Eröffnung der Elbphilharmonie. Ein Spektakel, welches nicht hätte pompöser sein können. Die gesellschaftlichen Ereignisse spiegeln sich auch in der Kunst wieder. Die Hamburger Deichtorhallen präsentieren anlässlich der Eröffnung der Elphi eine ganze Ausstellung. Und da das Warten auf die Fertigstellung des Flaggschiffes für die Hamburger eine Geduldsprobe darstellte, ist auch die Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle zutreffend und aktuell. Verschiedene Künstler haben sich mit der Praktik des Wartens auseinandergesetzt und fotografisch in Szenen gesetzt. Aber auch alte Meister und zukunftsvisionäre Genies tummeln sich in der Ausstellungslandschaft.
Und wer es noch nicht mitbekommen hat, im Februar findet die Jahresausstellung der HFBK statt, das avantgardistischste Spektakel der Hamburger Kunstszene. Das Jahr 2017 verspricht zumindest in Bezug auf kommende Ausstellungen ein gutes Jahr zu werden.
1 Kunst gucken bei Elbphilhramonie Revisited
Eines der wohl bedeutungsvollsten Spektakel 2017 in Hamburg ereignete sich bereits in der zweiten Woche des neuen Jahres – die Eröffnung der Elbphilharmonie, kurz „Elphi“ genannt. Und schon jetzt ist sie zu einem Wahrzeichen in die Geschichte Hamburgs eingegangen. Ob nun positiv oder negativ, das wird sich noch zeigen, aber und das ist klar – jeder kennt die Elbphilharmonie.
Anlässlich der Eröffnung präsentieren die Deichtorhallen in Kooperation mit der Hamburger Kulturbehörde und der HamburgMusik gGmbH eine Ausstellung. „Elbphilharmonie Revisited“ thematisiert das Zusammenspiel von Architektur, Kunst und Lebensraum und lässt verschiedenste Künstler zusammenkommen, die das Gebäude künstlerisch in einen Kontext setzen. Ein kritischer Blick und andere Sichtweisen regen den Besucher an, die Elbphilharmonie nicht nur als architektonische Trophäe dieser Stadt zu betrachten. Fotografien von Candida Höfer, die mittlerweile um die ganze Welt gingen, werden anderen Arbeiten bekannter Künstler gegenübergestellt. Von Fotografie bis Videokunst – die Formate sind vielfältig, ebenso wie die Rezeption der Elbphilharmonie.
2 WARTEN. Zwischen Macht und Möglichkeit
Zeit ist aus heutiger Sicht Mangelware. Zeit ist Geld und niemand hat genug davon. Warten als ungewollte Praktik kann nervenaufreibend sein und ungeduldig machen, kann sowohl auch Machtzuschreibung bedeuten. Das Warten – man befindet sich in einem ungewollten Raum, in dem Zeit überbrückt werden muss, um den Anschluss überzuleiten – ein Transitraum. Warten ist passiv und wer wartet verfügt über weniger Macht, als der, der auf sich warten lässt. Was wäre aber, wenn man das Warten mit positiver Energie fülle und es nicht als Zeitverlust sondern als Zeitgewinn wahrnehme?
Die Künstler haben sich in unterschiedlichster Form mit der sozialen Praktik des Wartens beschäftigt und porträtieren Menschen in wartenden Situationen. Welche Strategien bzw. welche Identifikationsmuster lassen sich ableiten. Wer ist Wartender und wer lässt warten? Eine künstlerische Auseinandersetzung mit einem sozialen Phänomen, welches unseren Alltag füllt.
3 In die Ausstellung von Hanne Darboven gehen
Zum dritten Mal widmen die Deichtorhallen Hanne Darboven eine Ausstellung. Die Konzeptkünstlerin absolvierte ihr Studium an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg und ging anschließend nach New York, wo sie sich in einem männerdominierte Feld ein Namen machen konnte. Begegnungen und Freundschaften mit anderen Künstlern wie Sol LeWitt und Carl Andre prägten zu der Zeit ihre Arbeiten mit Zahlen und Millimeterpapier.
Die jetzige Ausstellung wird sich vor allem mit dem Werk Kinder dieser Welt beschäftigen, welches eine gesamte Etage einnimmt. Eine Arbeit, die sich mit der jüngsten Vergangenheit befasst und den Fall der Mauer, das Ende des kalten Krieges und mit Zukunftsoptimismus jongliert. Darüber hinaus werden auch Werke anderer Künstler ausgestellt, um Darboven im Dialog mit ihren Kollegen zu sehen. Am besten ihr meldet euch für eine Führung an, denn so ganz ohne Vermittlung lässt sich dieser Schatz nur schwer ermitteln.
4 Werke bei der HFBK Jahresausstellung bestaunen
Dieses Kunstspektakel darf sich keiner durch die Lappen gehen lassen. Wenn es wieder heißt: „HFBK Jahresausstellung“ kommt alles was Namen und Rang in der Hamburger Kunstszene hat und auch alle anderen, die Spaß an der Kunst haben, zusammen. Die Studierenden der Hochschule für bildende Künste stellen ihre Jahresarbeiten aus.
Studierende und Absolventen präsentieren ihre Arbeiten und Sammler sind stets auf der Suche nach neuen Entdeckungen. In jedem Gang gibt es eine Bar mit hervorragender Getränkeauswahl und weil wir uns ja zwischen der Avantgarde bewegen, darf auch hier und da ein Kippchen geraucht werden.
Das Beste ist, dass du direkt in den Dialog mit der Künstlerin oder dem Künstler steigen kannst, wenn du dich mal wieder fragst: „Ist das Kunst, oder kann das weg?“ Und weil alle bis auf den letzten Tag auf Hochtouren arbeiten, damit die Jahresausstellung glänzen kann, wird das ganze gebührend gefeiert und mit einem bunten Rahmenprogramm bestückt. Am Donnerstag den 09.02. geht es los und am besten ihr nehmt euch einen Tag Urlaub, denn die Partys der HFBK sind legendär.
5 Die Poesie der Venezianischen Malerei: Paris Bordone, Palma il Vecchio, Lorenzo Lotto, Tizian
Paris Bordone war Maler der venezianischen Schule und Lehrling von Tizians. Künstler war zu dieser Zeit ein etablierter Beruf und das Handwerk wurde in Perfektion beherrscht. Als Berufsmaler porträtierte er die Reichen und Schönes des 16. Jahrhunderts in Italien, Frankreich und Deutschland. Vor allem die weibliche Gesellschaft setzte er gekonnt in Szene. Sein Handwerk erlernte er von seinem Lehrer Tizians, der später auch zu den Rivalen seiner Zeit gehörte.
Die Kunsthalle zeigt rund 100 Werke der venezianischen Malerei. Unter anderem Gemälde und Grafiken von Bordone, Palma il Vecchio, Lorenzo Lotto und Tizian und liefert euch einen wunderbaren Einblick in die farbenträchtigste Blütezeit der venezianischen Schule. Gleichzeitig vermittelt die Ausstellung ein Weltbild dieser Zeit, also begebt euch auf eine kleine Reise in das frühe Venedig und dessen Auswirkungen beziehungsweise Wechselwirkungen mit der internationalen Kunst.
6 Paula Modersohn-Becker: Der Weg in die Moderne
Paula Modersohn-Becker schuf als eine der ersten Expressionistinnen ein außergewöhnliches künstlerisches Werk. Ihre Schaffenszeit bewegte sich zwischen zwei grundverschiedenen Kunstrichtungen – zwischen Spätimpressionismus und Expressionismus bewegten sich ihre 14 Jahre als prägende Künstlerinnen des Expressionismus. Mit 80 Werken zeigt das Bucerius Kunst Forum eine dichte Präsentation ihres Werkes. Ihr Stil wurde zu damaliger Zeit als befremdlich und irritierend wahrgenommen, spricht aber heute für die zukunftsweisende Vision und das geniale Auge der Künstlerin
Unabhängig vom künstlerischen Genie, war diese Frau zu ihrer Lebe Zeit eine mutige Frau, die sich nicht hat ausbremsen lassen und willensstark ihre Weg gegangen ist, um als Künstlerin anerkannt zu werden. Wer den Film „Paula“ bereits gesehen hat, sollte auf jeden Fall die Ausstellung besuchen, um das Leben der Künstlerin mit den Arbeiten in einen Kontext zu bringen. Aber auch alle anderen werden die Ausstellung mit Genuss erleben, denn die Arbeit von Paula Modersohn-Becker ist schlicht weg beeindruckend.
7 Willy Fleckhaus
Grafikdesigner hergehört! Einer Koryphäe des Grafikdesigns wird eine Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe gewidmet. Willy Fleckhaus – Journalist und deutscher Designer wurde durch seine gestalterischen Arbeiten am Magazin Twen und Edition Suhrkamp Verlag international bekannt. Moderne Typografie und moderne Fotografie sowie die Zusammenarbeit mit bekannten Fotografen verhalf Fleckhaus zu internationalen Bekanntheitsstatus.
Die Ausstellung zeigt mit 350 Exponaten eine Retrospektive Willy Fleckhausens. Wer sich mit der Schrift Helvetica oder doch lieber Helvetica Bold beschäftigt, ist hier richtig aufgehoben. Aber auch die Fülle an Fotografien ist spannend zu betrachten.
8 Fotografien von Erik Hinz: Twenty-One Years in One Second
21 Jahre in einer Sekunde. Was verbirgt sich hinter diesem Ausstellungstitel? Erik Hinz präsentiert in seiner Ausstellung „Twenty-One Years in One Second“ ausgewählte Werke aus zwei Jahrzenten seiner Arbeit. Als Fotojournalist in Münster bereiste er das Land, den Kontinent und die gesamte Welt. Die Momente und Begegnungen fing er mit der Kunst seiner Fotografie ein. Wunderbare Schwarzweißfotografien entstanden so über Jahre. Für die gesamte Auswahl der Porträts war der Verschluss seiner Kamera für eine Sekunde geöffnet. So erklärt sich der Titel dieser Ausstellung. Hinz schaffte es melancholisch, traurige bis komische und surreale Momente zu kreieren. Der Betrachter bekommt die Chance der Situation sehr nahe zu kommen.
9 Kunstfotografie bei ReVision anschauen
Das Museum für Kunst und Gewerbe war eines der ersten Häuser, das sich im 19. Jahrhundert dem neuen Medium der Fotografie öffnete. Seither ist die Sammlung bis in die Gegenwart gewachsen und umfasst 75.000 Werke. Konvolute, Kunstfotografie, Dokumentationsfotografie, Porträtfotografie - die Bandbreite ist weit. Die Sammlung wird nun neu gedacht, neu betrachtet und neu präsentiert. ReVision zeigt die Vielfalt der Fotografie und behandelt, wie wir kommunizieren, während wir gleichzeitig von Bildern, die uns täglich begegnen, geprägt werden.
In der Ausstellung sind 200 Objekte zu sehen und die Vielfalt reicht von Albuminabzügen, C-Prints, Daguerreotypien, Fotochromdrucken, Glasnegativen, Gummidrucken, Heliogravüren, Kalotypien, Öldrucken, Pigmentdrucken, Platindrucke und Silbergelatineabzügen. Nicht nur der Hobbyfotograf kommt hier auf seine Kosten.
10 Sports/No Sports
Die Ausstellung Sports/No Sports befasst sich mit den Wechselwirkungen von Mode und Sportbekleidung. Das Phänomen, dass Sportbekleidung Einzug in unseren alltäglichen Dresscode gefunden hat ist allgegenwertig. Sneaker, Hoody und Co tragen wir nicht nur, wenn wir schwitzen und uns bewegen. Aus Bequemlichkeit und Stylegründen sind das feste Bestandteile unserer Alltagbekleidung sowie sogar unserer Arbeitskleidung geworden.
Die Ausstellung behandelt mit 110 Kleidungsstücken, Fotografien und Filmen den kulturhistorischen Wandel von Sportbekleidung , sowie die wechselnden Körperideale und den Einfluss von Textiltechnologie auf Kleidung. Ausgehend von der bewegungseinschränkenden Gesellschaftsmode des 18. und 19. Jahrhunderts (before sports) entwickelt sich die Liberalisierung der Kleidung. Die tatsächliche Sportkleidung seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts (sports) wird modischen Hybrid-Formen (sports?) gegenübergestellt. Die zeitgenössische Avantgardemode (beyond sports) verneint jegliche Funktionalität und schöpft aus vielen verschiedenen Quellen.
Ein spannender Einblick in die Welt der Mode, dessen Trends wir oft blind folgen, ohne uns Gedanken zu machen, welche kulturhistorischen Mechanismen einen Einfluss darauf haben, was wir tragen.
11 Entscheiden: Eine Ausstellung über das Leben im Supermarkt der Möglichkeiten – Museum der Arbeit
An alle Entscheidungsunfreudigen und Hin- und Herdenker, die interaktive Ausstellung „Entscheiden“ präsentiert euch ab dem 26. August einen Supermarkt der Möglichkeiten. Hier könnt ihr über euer persönliches Entscheidungsverhalten nachdenken. Auf einem Rundgang durch eine Welt, in der alles möglich scheint, aber wenig sicher ist, setzt ihr euch mit Fragen verschiedenster Lebensbereiche auseinander, die jeden von uns kontinuierlich beschäftigen. Also wenn ihr Unterstützung in Entscheidungsfindungen braucht oder euch damit auseinandersetzen wollt, was wir jeden Tag alles zu entscheiden haben, dann ist die Ausstellung „Entscheiden“ genau das richtige für euch.