Warum Hamburgs Knöllchenoffensive großer Müll ist
Wie das Abendblatt berichtet, wird Falschparken in Hamburg ein gefährliches Unterfangen, denn zukünftig sollen Autofahrer, die kein Ticket oder ein abgelaufenes Ticket haben, besonders konsequent zur Kasse gebeten werden. Sie nennen es "Parkgerechtigkeit im öffentlichen Raum" und haben eigens hierfür die Mitarbeiterzahl in der zuständigen Abteilung im Landesbetrieb Verkehr (LBV) verdoppelt: Statt 40 Mitarbeitern gibt es jetzt 80 Knöllchenverteiler - die im Übrigen mit den Bußgeldzetteln ihre eigenen Arbeitsplätze finanzieren sollen. Wohin das führt, kann sich jeder auf das Auto angewiesene Pendler ausmalen, der in der Vergangenheit einen Knöllchen für "nicht platzsparendes Parken" bekommen hat.
Die Mitarbeiter des LBV sollen in Zukunft mehrfach täglich Kontrollgänge machen - wenn sich ein Lerneffekt eingestellt habe, würde man die Abstände vergrößern. Vergrößern sollte die Stadt jedoch erstmal das Parkangebot, dann wäre diese Personaloffensive wohl überflüssig. Ein Ansatz wäre es, bezahlbare und schnell verfügbare Parkplätze in den Gebieten zu schaffen, in denen wegen Platzmangel besonders viel falsch geparkt wird. Diese wären eine rentable Einnahmemöglichkeit für die Stadt, weil sie im Gegensatz zu den überteuerten Innenstadtparkplätzen auch wirklich genutzt werden würden. Pendler können und wollen sich nämlich keinen Parkplatz zulegen, der der Monatsmiete einer 1-Zimmer-Wohnung entspricht. Denkbar wäre zudem ein Parkleitsystem mit elektronisch erfassten Parkplätzen, die die Autofahrer per App zu freien Parkplätzen leitet. Durch die Parkplatzsuche unnötig ausgestoßenes Co2 und aufkommender Stau könnten so verringert werden.
Dabei ist der Schutz der Umwelt eines der großen Argumente, warum die Stadt diese Knöllchen-Offensive gestartet hat. Die Autofahrer Hamburgs sollen dazu bewegt werden, auf Bus und Bahn umzusteigen. Ein netter Ansatz, der aber nur funktionieren kann, wenn die Anbindung der Pendler aus den äußeren Stadtteilen verbessert wird. Wer täglich 50 Minuten mit Bus und Bahn statt 25 Minuten mit dem Auto unterwegs ist, wird auch in Zukunft immer das Auto wählen. Eine weitere Option wäre es, die Park + Ride-Angebote auszubauen und Anreize über vergünstigt HVV-Monatskarten zu schaffen. Staus und den Co2-Ausstoß mit Verwarngeldern an den Kragen zu gehen, scheint nämlich mehr Augenwischerei als wirklicher Lösungsansatz zu sein. Es wird also die Geldkeule als Erziehungsmaßnahme geschwungen.
Der einzige wirkliche Lösungsvorschlag der Stadt ist ein Internetportal, in dem sich Autofahrer online über die Parksituation informieren können. Im besten Fall sollen dort alle oder der Großteil der öffentlichen Parkplätze der Stadt auf einer Karte erfasst und je nach Auslastung kategorisiert sein - so sollen sich Autofahrer über nahe gelegene Alternativen informieren können. Noch ist aber völlig unklar, wie häufig die Daten aktualisiert werden können und ob diese Idee auch so umgesetzt werden kann - denn das ist wieder eine Kostenfrage. Anstatt also unnötig 40 neue Stellen zu schaffen, wo sich der Senat doch das Sparprogramm zum Personalabbau im Öffentlichen Dienst auf die Fahnen geschrieben hat, hätten Geld und Ressourcen in ein solches Portal investiert werden können - denn der Ansatz dieses Online-Systems ist gut. Besser wäre dann aber eine App, die die Autofahrer mobil nutzen können, damit sie diese genau dann aufrufen können, wenn sie sie auch wirklich brauchen: während der Parkplatzsuche. Damit die Daten aktuell sind und immer eine hilfreiche Übersicht über das Parkplatzangebot geschaffen werden kann, könnten die Parkplätze mit Sensoren ausgestattet werden, die direkt an die App melden, wenn ein Parkplatz frei oder belegt ist. Bis dahin heißt es: Tief durchatmen und Weitersuchen.