Heimaturlaub: Immer am Fluss entlang - Wanderung im Alstertal
Genug vom Straßenlärm und Großstadtgewusel? Sehnsucht nach Natur, Bewegung und Erholung? Kein Problem! In unserer Serie Heimaturlaub zeigen wir euch Ausflugsziele in und um Hamburg. Macht euch bereit für blühende Heidelandschaften, nasse Moore, dichte Wälder und wilde Tiere.
56 Kilometer – von ihrer Quelle in Henstedt-Rhen bis zu ihrer Mündung in die Elbe am Baumwall – bahnt sich die Alster ihren Weg durch Südholstein und Hamburg. Während sich Einheimische und Touristen bei gutem Wetter am Ufer der Binnen- und Außenalster tummeln oder mit Tretboot und Ausflugsdampfer auf den innenstadtnahen Alsterkanälen schippern, lohnt es sich auch andere Teile des Flusses weiter im Norden Hamburgs kennenzulernen.
Auf einer Wanderung zwischen Wellingsbüttel und Ohlstedt, bei der sich der Fluss durch das grüne Alstertal schlängelt, verlieren wir uns im Dickicht des Waldes, kreuzen das Wasser über zahlreiche Brücken, bestaunen die herrschaftlichen Villen und alten Schleusen und speisen mit bester Mühlenteich-Aussicht im Biergarten.
13.00 Uhr: Über Umwege nach Wellingsbüttel
Über die ersten Kirschen des Jahres freue ich mich so sehr, dass wir glatt in den falschen Wagon der S1 steigen. Endstation: Flughafen. Während aufgeregte Familien und urlaubsreife Großstädter Richtung Abflugterminal verschwinden, wechseln wir das Gleis und warten auf die Bahn zurück. Unser Heimaturlaub beginnt mit Verzögerung.
Einmal im richtigen Wagon der S1, verlassen wir Station für Station die Hektik Hamburgs und steigen wenig später im beschaulichen Wellingsbüttel mitten im Alstertal aus. Doch bevor unsere 10 Kilometer lange Wanderung entlang des Flusslaufs losgeht, schlendern wir durch das Torhaus Wellingsbüttel in den Garten des Herrenhaus Wellingsbüttel. Beide Gebäude wurden im 18. Jahrhundert erbaut. Beherbergt das imposante Herrenhaus heute unter anderem ein Café, lässt sich im Torhaus am Wochenende die heimatkundliche Ausstellung des Alstertalmuseum besuchen.
Alstertalmuseum | im Torhaus Wellingsbüttel | Wellingsbüttler Weg 75a | 22391 Hamburg | Samstag und Sonntag: 11:00-13:00 Uhr und 15:00-17:00 Uhr und nach Vereinbarung | Eintritt frei
14.00 Uhr: Unter Bäumen zur Poppenbüttler Schleuse
Statt im Café im Herrenhaus zu versacken, zieht es uns ans Wasser und in die Natur. Kirschkern-weitspuckend laufen wir los. Über uns das Blätterdach, das an einem Hochsommertag, wie heute, angenehm kühlen Schatten spendet. Neben uns die Alster, auf der uns immer wieder Kanu-Fahrer entgegenkommen. Von der Strömung getragen, erscheint mir ihre Variante das Alstertal zu entdecken, am entspanntesten.
Wir wandern stattdessen flussaufwärts. Vorbei an riesigen Grundstücken, wilden Himbeersträuchern und im Wasser plantschenden Kindern gelangen wir schließlich zur Poppenbüttler Schleuse. Sie ist eine der zehn Alsterschleusen, die den Wasserstand des Flusses regulieren.
Mit Blick auf das heutige Wehr ist es schwer vorstellbar: Ab dem 16. Jahrhundert – nach Fertigstellung der Schleusen – gab es hier auf der Oberalster regen Schiffsverkehr. Holz, Torf, Kalk, Kupfer, Ziegeleien: Alles fand auf Lastkähnen, Schiffen und Flößen seinen Weg nach Hamburg. Anfang es 20. Jahrhunderts ging die Oberalsterschifffahrt zu Ende. Heute wird das reetgedeckte Schleusenmeisterhäuschen an der Poppenbüttler Schleuse von einem Restaurant genutzt.
15.15 Idylle an der Alster und im Hohenbuchenpark
Als hätten sie auf uns gewartet, eilt das Entenpaar aus ihrem Versteck zu der Stelle am Flussufer, an der wir uns nach der ersten Wander-Etappe für eine kleine Verschnaufpause niederlassen. Als ihnen klar wird, dass wir nichts zu essen für sie haben, verlieren sie allerdings schnell das Interesse.
Auch ich setze, ohne meine Begleitung, die zurück nach Eimsbüttel muss, meine Wanderung fort. Wie auf dem Rest des Alsterwanderweges, der sich auf seinen 37 Kilometern von Kayhude, nahe der schleswig-holsteinischen Alster-Quelle, bis zur ihrer Mündung in die Elbe, an den Flusslauf schmiegt, weist mir die Alster auch hier den Weg durch die Auenlandschaft.
Das flache Gewässer im wild bewachsenen Flusstal erinnert dabei nur noch wenig an die Alster in der Hamburger Innenstadt. Und auch der Buchen-Mischwald des Hohebuchenparks, durch den ich wenig später spaziere, ist sonst in Hamburg selten. Nur die Fahrradklingeln der vielen Ausflugs- und Hobby-Radler, die das Alstertal auf zwei Rädern erkunden, reißen einen ab und zu aus dieser Natur-Idylle.
16.30 Uhr: Spätes Mittag in der Restaurant „Alte Mühle“
Nach so viel Bewegung und frischer Luft knurrt mein Magen. Ich verzichte auf den Weg um die Mellingburger Alsterschleife und den Besuch der Mellingburger Schleuse und nehme stattdessen am Ende des Hohenbuchenparks eine Abkürzung. Das steile Ufer hinauf, durch ein kleines Wohngebiet am Mellingburgredder, folge ich den Schildern zum Restaurant „Alte Mühle“. Ein perfektes Ausflugslokal! Direkt am wunderschönen Mühlenteich gelegen, entscheide ich mich für ein Plätzchen im lauschigen Biergarten. Gestärkt von einem großen, frischen Mühlensalat, leckerem Röstbrot und einem erfrischenden Ipanema genieße ich noch eine Weile die malerische Szenerie. Wer mag, kann von der alten Mühle – zunächst dem Teichufers folgend – die Wanderung entlang des Saselbek-Bachs Richtung Volksdorf fortsetzen.
Alte Mühle Bergstedt | Alte Mühle 34, 22395 Hamburg | Mittwoch- Donnerstag: ab 15:00 Uhr | Freitag- Sonntag: ab 12:00 Uhr | Küche immer bis 21:00 Uhr | Montag und Dienstag Ruhetag
17.30 Uhr: Durch das Rodenbeker Quellental zur S-Bahn
Ich bleibe der Alster treu und steige nach einem kurzen Teilstück vorbei an Wiesen und der Wohnstraße Kortenland zurück in die Fluss-Wildnis. Riesige Baumwurzeln, feuchter Laubboden und ein spiegelglatter See sind die Vorboten des Rodenbeker Quellentals. Sammeln sich hier zwischen Teichen, Sümpfen und urwaldartigen Wäldern Rotkehlchen, Zwergtaucher, Libelle und Moorfrosch, nutzt der Mensch das 84 Hektar große hügelige Naturschutzgebiet für den erholsamen Spaziergang oder einen Reitausflug. Grüner kann Hamburg kaum sein!
Es gilt also: Noch einmal ordentlich Natur-Luft einatmen, bevor ich wenig später vorbei an schnieken Villen zur U-Bahn Station Ohlstedt (U1) und damit zurück in die Zivilisation laufe.
So kommt ihr hin:
Vom wuseligen Hauptbahnhof einfach in die S1 springen. Knapp 25 Minuten später steht ihr am Bahnsteig in Wellingsbüttel. Von hier ist das Alstertal nur wenige Minuten Fußweg entfernt.
Zurück geht es mit der U1 ab Ohlstedt. Die Fahrt zum Hauptbahnhof dauert etwas mehr als eine halbe Stunde. Das Alstertal lässt sich auch wunderbar mit Fahrrad oder auf dem Wasserweg per Kanu oder Kajak entdecken. Die Boote können an der Poppenbüttler Schleuse oder weiter flussabwärts in der Nähe der U-Bahn Station Klein Borstel ausgeliehen werden (von hier muss man in Alstertal allerdings gegen die Strömung paddeln). Vor der Bootspartie sollte man sich auf den Internetseiten der Anbieter über Einschränkungen auf der Paddelstrecke informieren.
Unbedingt einpacken:
Gemütliches, festes Schuhwerk. Das gilt vor allem, wenn man überlegt ein noch größeres Teilstück des Alsterwanderwegs zu erlaufen. Außerdem ist es ratsam Mückenspray mitzunehmen – den lästigen Viechern gefällt das feucht Klima des Alstertals.
Das kostet der Spaß:
Abhängig von der Art der Verpflegung bewegt sich dieser Heimaturlaub zwischen Schnäppchen und kostspieligem Tagesausflug. Wer sich sein eigenen Proviant mitbringt und seine Picknickdecke irgendwo am Flussufer aufschlägt, muss nur das HVV-Tagesticket bezahlen. Ebenso, wie in vielen der anderen Restaurants im Alstertal, ist das Essen in der „Alte Mühle“ etwas teurer. Für den Geschmack und die zauberhafte Teich-Location lohnt es sich aber allemal. Wer sich ein Kanu ausleiht zahlt natürlich noch einmal drauf.