Glaube, Liebe, Hamburg: Mit Liebe gegen den Winterblues

© Shamim Nakhai, CC0

Heute Morgen, 7:00 Uhr, mein Handywecker reißt mich mit Melodien aus dem Schlaf, die wohl eigentlich für ein sanftes Erwachen komponiert wurden. In letzter Zeit schlafe ich ohne Vorhänge, weil ich es ganz gern mag, morgens schon vom Tageslicht munter gemacht zu werden. Doch in letzter Zeit sehe ich - grau in grau in grau. “Es wird gar nicht so richtig hell”, Standardsatz in Hamburger Büros momentan. Gegen das Wetter können wir nichts tun. Gegen unsere gedrückte Stimmung schon: Wir könnten uns vor eine Tageslichtlampe setzen. Wir könnten Sport machen. Wir könnten eine Vorratspackung "Innere Kraft"-Tee kaufen. Aber wollen wir das? Ich hätte einen anderen Vorschlag.

Frühlingsgefühle nicht dem Frühling überlassen

Wie wir unsere Endorphine in Wallungen bringen können, wissen wir doch alle. Wir sind schließlich erwachsen und haben schon so manchen Frühling mitgemacht. Nachmittage knutschend im Park verbracht. Arm in Arm auf Hausdächern gesessen. Die Hände in den Hosentaschen des anderen versenkt und über den größten Scheiß gekichert. Wie schade wäre es, wenn wir diese Hochgefühle dem Frühling überlassen würden. Übertragen wir sie einfach auf den Herbst und Winter - seid ihr dabei?

© Alex Jodoin, CC0

Holen wir uns das Bauchkribbeln zurück!

Wir müssen es uns zurückholen, das Gefühl des Bauchkribbelns. Wir müssen es embracen: Die Spannung, wenn er nicht zurückschreibt, den Herzsprung, wenn er es dann doch tut. Die Vorfreude auf das erste Date. Die Funken, die durch die Luft fliegen, kurz bevor wir uns das erste Mal küssen. Die zufälligen Berührungen.

Und wie holen wir es uns zurück? Wir müssen jetzt die Mittel nutzen, die wir haben: Glühwein. Kerzenlicht. “Hey, es ist viel zu kalt, als dass einer von uns jetzt das Bett verlassen könnte”. Gemeinsames Baden in selbstmitleidigen Wintertiefs und in der warmen Badewanne. Mit jemandem verabreden, der uns beim ersten richtigen Schneespaziergang die Hand hält.

Dafür müssen wir raus, mit offenen Augen durch den Alltag laufen, uns die zwischendurch mal erscheinende Sonne auf die Nase scheinen lassen. Mal gucken, was passiert, wenn wir der Blumenverkäuferin eine Sekunde länger zulächeln. Dem Kollegen den einen oder anderen Blick zuwerfen, statt durchweg auf den Bildschirm zu starren. Dem Kellner ganz klassisch die Nummer zustecken.

Gemeinsames Baden in selbstmitleidigen Wintertiefs und in der Badewanne
© Rebecca Ashley, CC0

Lasst es uns tun. Lasst uns die Frühlingsgefühle nicht dem Frühling überlassen. Lasst uns knutschen. Lasst uns Händchenhalten. Lasst uns zweideutige Nachrichten schicken. Lasst uns bis in die frühen Morgenstunden telefonieren. Lasst uns übermüdet zur Arbeit gehen und den ganzen Tag an gestern Abend denken. Lasst uns ein bisschen fliegen, wie wärs?

Denn damit ist der graue Himmel beim ersten Blick nach draußen gar nicht so schlimm. Wir stellen den Wecker eine halbe Stunde weiter und verschwinden noch kurz unter der warmen Decke.

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