Ubertasty! Das Snowbombing Festival in Mayrhofen

Unter den vielen vergnügten Emails, die uns täglich in der Redaktion erreichen, gibt es immer wieder einzelne, die besonders hervorstechen – so wie die, die uns Anfang des Jahres erreichte und eine Einladung zu einem Elektro-Festival in den österreichischen Alpen beinhaltete. Mehr als 6.000 Gäste, vorwiegend aus England, sowie über 100 DJs kommen jedes Jahr ins Zillertal und verwandeln das beschauliche Wintersport-Örtchen Mayrhofen beim Snowbombing Festival für 6 Tage in eine Art Ibiza im Schnee. Da haben wir uns natürlich nicht lange bitten lassen und sind Anfang April in den Flieger nach München gestiegen, von wo es dann mit dem Shuttlebus zum Festival weiterging.

Vor Ort werden wir von den Veranstaltern begrüßt und mit Festivalticket und Skipass versorgt, außerdem direkt zur Artic Disco am Abend eingeladen: hierbei werden wir zusammen mit rund 200 Engländern mit dem Skilift rauf auf den Berg gebracht, wo uns ein riesiger Iglu erwartet, in dem im Laufe der nächsten Stunden diverse DJs der Party-Meute helfen, die Kälte wegzutanzen – was ihnen zusammen mit der Schnapsbar vor dem Eingang auch bestens gelingt, es tropft am Ende der Party ordentlich von Wänden und Decke in die Drinks und auf die Skimützen, was allerdings allen herzlich egal ist.

Zurück im Ort geht die Party in diversen Locations bis zum frühen Morgen weiter, und im Grunde sieht es am nächsten Tag oben auf dem Berg ähnlich aus, nur dass hier Schnee liegt (in Mayrhofen selbst ist im April tatsächlich mehr Frühling als in Hamburg) und die Leute jetzt mit Skibrillen und Snowboards ausgerüstet sind. Neben der Skischule wummern jedenfalls schon wieder die Bässe aus den Lautsprechern, auf dem DJ-Pult tanzen die ersten Raver und fleißig getrunken wird auch schon wieder – god bless britain!

Skilift © Andrew Whitton 2016

Wieder zurück im Dorf werden wir angezogen von deftigem Geruch und einer langen Schlange vor der örtlichen Metzgerei. Hier versorgt „Hans, The Butcher“ die After-Ski-Meute mit Schnitzeln, Leberkäse, Schweinebraten, Würstel und diversen anderen heimischen Delikatessen. Die Snowbombing-Gäste lieben den freundlichen Inhaber Hans und seine österreichischen Spezialitäten, haben mit „Übertasty“ eine eigene Wortkreation für den Laden gefunden und eine eigene Facebookseite sowie eine Hans The Butcher-CD gibt es natürlich auch.

Hans The Butcher © Dirk Wilberg

Wie auf jedem anderen Festival geht es auch beim Snowbombing nicht nur um die Musik, sondern auch um die Outfits: Neben der coolen Fraktion (absolutes Muss: die Skibrille lässig auf die Stirn geschoben!) gibt es noch die Kostüm-Abteilung, und die kann sich hier wirklich sehen lassen: neben diversen Tieren, Früchten, Nonnen, Superhelden, schrillen Outfits und Menschen in Pyjama, Abendkleid oder Smoking begegnet uns beim Open Air-Auftritt von The Prodigy am Freitag Abend dann noch das komplette Ensemble aus Super Mario in selbst gebastelten Kostümen, und wir fragen uns, wie sie diese neben Skiklamotten, Snowboards und/oder Skiern und sonstigem Reisebedarf nach Mayrhofen bekommen haben.

The Prodigy © Jenna Foxton 2016

The Prodigy jedenfalls brennen den Dorfplatz ab und ältere Einheimische könnten sehr leicht den Eindruck bekommen, mitten im sonst so friedlich-idyllischem Zillertal würde sich gerade der Schlund der Hölle öffnen. Es regnet dabei in Strömen, aber während sich hierzulande das Publikum blitzartig in eine Fläche aus Schirmen und Regencapes verwandeln würde, scheint der Regen hier die Stimmung erst richtig anzuheizen – das Publikum geht jedenfalls knapp 2 Stunden lang komplett steil, und nach Ende der Show direkt weiter zum Tennisclub des Dorfes, in dessen Halle noch bis zum Morgen u.a. Fatboy Slim ein komplettes Rave-Party-Programm abfackeln, und so alle Snowbomber den letzten Abend des Festivals noch einmal richtig auskosten können. Machen sie auch, um 2 Uhr morgens trägt maximal die Hälfte des Publikums noch ihre komplette Oberbekleidung.

The Racket Club © Dirk Wilberg

Wir taumeln irgendwann zurück ins Hotelzimmer und sitzen am nächsten Morgen leicht verkatert, aber mit einem vergnügten Grinsen im Gesicht im Bus und machen uns nach drei großartigen Tagen auf den Weg zurück nach Hause. Wer auf Wintersport, Clubbing und England steht, ist beim Snowbombing allerbestens aufgehoben – wer eine der drei Komponenten nicht mag, sollte allerdings besser zu Hause bleiben. Wir gehören zur ersten Fraktion und hatten eine unglaublich gute Zeit im Zillertal – thank you, Snowbombing 2016!

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