#NoSex: Ein unbefleckter Mund

Alle schreiben immer über Sex. Krasser Sex, ekliger Sex (Vice), schwieriger Sex (NEON), intellektueller Sex alter, weißer Männer (SZ), aber: Kaum jemand schreibt mal darüber, warum er bestimmte Dinge, Praktiken, Gewöhnlichkeiten, die für alle scheinbar total „normal“ geworden sind, nicht mag. Und warum. Denn es gibt sie da draußen: Die Frauen, die Blowjobs hassen. Die Männer, die nur verliebt mit jemandem schlafen können. Die, die nicht masturbieren und die, die überhaupt keinen Sex wollen. Genau denen widmen wir uns. Wir lassen Hamburger zu Wort kommen. In #NoSex. Heute: Warum Küssen nach dem Lecken einfach so gar nicht drin ist. 

Von Madeleine, 24, aus Hamburg.


Körperscham und Ekel kenne ich nicht. Ich habe auch kein Problem mit einem gepflegten Blowjob. Macht mir Spaß, macht ihm Spaß, alle sind happy. Im Gegensatz zu meiner Kollegin hier, die das Thema so was von abturnend findet – also diesen Penis im Mund – finde ich dieses kleine Machtspiel irgendwie amüsant.

Was ich allerdings abturnend finde, hat auch mit meinem Mund zu tun. Und mit seinem. Küssen ist geil. Mit einem Kuss besiegelt man, dass man sich nun sehr nahe kommt – gegebenenfalls miteinander schläft. Dann das Vorspiel. Ich auf ihm, er auf mir, küssend, Ohrläppchen beißend, saugend, schlabbernd - wie auch immer.

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Zum Vorspiel gehört auch eine ordentliche Leckerei. Auch hier empfindet meine Kollegin nur Charme oder eben Abstoßung. Ich mag das. Er merkt, wie feucht ich bin und ich komme sogar manchmal dabei. Ist das passiert, grinst er mich an. Mit hochrotem Kopf und zotteligen Haaren. Er robbt auf meinem Körper zu mir hoch. Liegt mit seinem schweren Gewicht auf mir, meist schwitzend. Sein Glied zwischen meinen Beinen. Und dann dreht er den Kopf zu mir rüber, um dieses Knutschen fortzusetzen, was wir vor gut zehn Minuten ja unterbrochen hatten, damit er in meine Unterwelt abtauchen kann. Und ich so: Bäh. Seine Lippen riechen nach meiner Mumu. Sie sind warm und ultrafeucht. Es klebt und riecht und schmeckt einfach... nach mir. Es ist, als hätte man sich gerade selbst geleckt – für mich das Ende des ziemlich feuchten Traums.

Ja, ich mag meine Vagina und ich habe mich schon oft und intensiv mit ihr auseinandergesetzt. Das ist wichtig. Für die Beziehung zwischen dem Geist und dem Körper einer Frau. Aber schmecken? Also drehe ich seinen Kopf leicht weg, küsse ihn am Hals oder mach es einfach ganz rabiat: Stehe auf, hole ein nasses Handtuch, wische ihm den Mund ab und weiter geht’s. Warum sich selbst aus dem Spiel nehmen, wenn Probleme mit ein wenig Wasser gelöst werden können? Die einzige Frage, die dann noch offen bleibt: Warum hat der Mann nach dem Blowjob so gar keine Probleme damit, geküsst zu werden? Oder hat er das, traut sich nur nicht es zu sagen? Oder würden Männer sich vielleicht doch selbst einen blasen, wenn sie könnten?


Es gibt Dinge beim Sex, die du auch nicht leiden kannst, die aber scheinbar alle anderen toll finden? Du hast absolute No Gos, würdest sie aber keinem verraten? Schreib sie uns (gerne auch anonym, Fake-Mail-Adresse und so) an [email protected]. Wir veröffentlichen die Geschichten nur in Rücksprache mit dir und auf Wunsch anonym.
Bild by Maria Kotylevskaja Photography
Model: Sina

 

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