Kleine, geile Firma: Various

Es waren einmal ein Prinz und eine Prinzessin, die sich schon ewig kannten, dann plötzlich verliebten und in Ermangelung einer gemeinsamen Aufbewahrungsmöglichkeit für die königlichen Kleider ganz einfach ihre eigene bauten. Was dann geschah, wirst du nicht glauben!

Ja, die Geschichte von Various ist gleichermaßen die Geschichte von Lisa und Pat, die sich neben ihren Vollzeitjobs mit viel Liebe und Geduld um ihr Shop-Baby kümmern. Hier vertreibt das Paar seit einem knappen Jahr handgefertigtes Interieur aus industriellem Stahlrohr. Unkaputtbar, einzigartig, ziemlich schön. Nach einem Umzug existiert die Mutter aller Modelle zwar mittlerweile nicht mehr, aber auch die neue Wohnung auf St. Pauli bietet in Sachen Stahl-Design so einiges zu gucken. Also haben wir dort mal angeklopft.

Jetzt mal ganz indiskret von vorn: Wie fing das an – mit euch und mit Various?

Pat: Wir kennen uns tatsächlich schon zehn Jahre. Lisa kommt aus Augsburg, ich hab dort studiert. Als wir uns hier oben wiedergetroffen haben, waren wir erst eine WG – und jetzt haben wir nur noch ein Schlafzimmer. Und dafür wollten wir in der alten Wohnung einen Kleiderschrank aus Stahlrohr haben. Ich hab damals ewig nach einem Handwerker gesucht und zum Glück irgendwann jemanden gefunden, der bereit war, für ein paar Teile und viel Geld seine Maschinen anzuschmeißen, sodass wir uns ein einzelnes Ding ins Schlafzimmer bauen konnten. Ähnlich wie der jetzt, einmal ums Eck, nur etwas kleiner. Davon haben wir ein Foto auf Instagram und Facebook gestellt, hatten natürlich auch Freunde zu Besuch, und alle fanden’s irgendwie toll. Also dachten wir: „Okay, schauen wir mal, was passiert“ – und haben testweise Fotos von unserem Schrank bei eBay Kleinanzeigen eingestellt.

Und dann?

Lisa: Dann ging’s halt echt rund. Da haben wahnsinnig viele Leute angefragt: „Geil, geil, geil, wie lang dauert das?“ Ähm, keine Ahnung? Eigentlich hatten wir zu dem Zeitpunkt ja noch gar nichts. Erstmal war das nur ein Test, ob überhaupt jemand Interesse an so einem Produkt hätte, oder ob es doch nur ein paar Freunde sind. Doch da war ein recht großes Interesse, damals gab es auch noch gar keine Konkurrenz. Als das klar wurde, hat Pat angefangen wie wild nach ‘nem Handwerker zu suchen, der die Arbeit dauerhaft und auch ein bisschen günstiger macht. Unser erster Schrank war ja wahnsinnig teuer gewesen, das hätte ich allein niemals gemacht. Aber Pat wollte ihn um jeden Preis haben.

Aber offenbar habt ihr dann einen tollen Fang gemacht?

 Lisa: Ja, wir haben dann jemanden gefunden, der selbst noch jung ist, super nett, und neben seinem festen Job auch noch selbstständig arbeitet. Der fand das alles witzig und meinte so: „Jaja, macht ihr mal mit euren Rohren. Wenn ihr echt mal was zu tun habt, dann helfe ich euch.“ Der sagt bis heute, er hätte das nicht gedacht. Das war dann am Anfang auch total abstrus: „Äh, wir haben da ‘ne Bestellung. Wie machen wir das denn jetzt?“ Das musste sich dann erstmal richtig einspielen.

Also ging‘s dann von null auf hundert los?

Pat: Genau, dann haben wir angefangen, Designs zu entwerfen und nebenbei einen Webshop zu bauen. Erstmal hatten wir nur fünf Produkte und eine Website mit einem Bestellformular, das du ausfüllen und abschicken konntest. Die Seite war drei Tage online und die Aufträge kamen. Wir hatten das Geld der Kunden und mussten liefern. Rohre und Verbindungsstücke hatten wir gekauft, aber wir hatten keine Kartons, keine Anleitungen zum Zusammenbauen, aber immerhin schon einen Gewerbeschein. Dann haben wir das in Windeseile alles besorgt und uns Stufe für Stufe vorgehangelt.

Wir haben uns Stufe für Stufe vorgehangelt.
Pat

Lisa: Die Rohre haben wir damals noch zu uns nach Hause in die alte kleine Wohnung liefern lassen und haben sie akribisch geputzt, die kommen nämlich pottendreckig aus der Fabrik. Das ist uns aber auch erst später aufgegangen. Dann sind wir ständig in die Werkstatt nach Elmshorn gefahren wie die Wilden, um was vorbeizubringen, abzuholen, zu planen. Er hat also alles zugeschnitten, wir haben die Sachen wieder übernommen und zuhause verpackt und verschickt. Der ganze Dachboden war voller Verpackungsmaterial. Und das sind halt große, schwere Pakete. Die musst du erstmal bewegt kriegen. Die bei der Post haben auch nur noch den Kopf geschüttelt, wenn wir da wieder ankamen.

Oha, wie lange ging das gut?

Pat: Bis Februar oder März haben wir das so gemacht und in der Zeit hast du gemerkt: Es kommen immer mehr Aufträge rein. Irgendwann wurde das aber neben unseren Jobs zu viel – und seitdem macht unser Handwerker das. Er bekommt alles komplett geliefert, dazu die Baupläne, und schickt dann eben je nach Auslastung selbst die Pakete raus. Dann informiert er uns und wir den Kunden.

Was für Möbel kann ich denn als Kunde bei euch bekommen?

Pat: Bei uns bekommt man verschiedene Garderoben, Regale, Schrankgerüste und Kleiderständer – freistehende und welche, die man an der Wand befestigt. Jedes Teil lässt sich individuell anpassen und kann entweder aus schwarzem oder silber verzinktem Rohr gefertigt werden. Im Moment bauen wir außerdem noch an einem (nicht lachen!) Klopapierhalter.

Wir versuchen, die Designs möglichst zeitlos zu gestalten, denn wir sind uns schon darüber im Klaren, dass Rohrmöbel gerade ein Trend sind, der auch wieder verschwinden kann. Deshalb bieten wir zum Beispiel auch kein Kupfer an, zumal das ein völlig anderes Material ist, das anders verarbeitet werden muss. Wir haben also unsere feste Produktpalette, aber etwa Zweidrittel aller Aufträge sind Maßanfertigungen. Denn du kannst noch so tolle Produkte formen – die Leute wollen am Ende das, was perfekt in ihr Zimmer passt.

Und wo liegen eure Rohrmöbel preislich?

Lisa: Die einzelnen Kleiderhaken starten bei 30 Euro, eine einfache Garderobenstange für die Wand gibt es ab 85 Euro. Ein gutes Kleiderschrankgerüst bekommt man je nach Breite und Höhe etwa ab 200, 300 Euro. Dafür sind die Produkte nicht nur designtechnisch besonders, sondern auch einfach wahnsinnig massiv und robust – da kannst du dich auch dranhängen, wenn die Wand es zulässt.

Pat: Man denkt immer, was Geld kostet, sind die Rohre. Wir werden auch oft gefragt: „Wenn die Teile kürzer werden, wird es dann günstiger?“ Dabei geht es gar nicht ums Material, sondern um die Arbeitsstunden dahinter. Uns ist wichtig, dass unser Handwerker die Sachen in Ruhe und richtig macht, dass er gutes Werkzeug hat und jede Viertelstunde bezahlt bekommt. Und je mehr Teile geschnitten, verpackt und verschickt werden müssen, desto teurer wird es eben. Trotzdem wollen wir die Möbel natürlich bezahlbar machen, ohne Ware von der Stange anzubieten und in Asien zu produzieren. Die Leute sehen ja unsere festen Preise und wissen, dass eine Maßanfertigung wahrscheinlich deutlich teurer wird. Im Vergleich zu anderen Möbeln auf Maß ist das aber immer noch echt günstig.

Welches Feedback bekommt ihr von euren Kunden?

Lisa: Gerade bei den Maßanfertigungen haben wir immer Kontakt mit den Kunden. Und die sind einfach irre nett! Diese Nähe macht richtig Spaß, das würde ich nicht missen wollen. Oft bekommen wir auch Feedback von Leuten, die sagen: „Das ging nicht so leicht zusammenzuschrauben“, oder „das ist kaputt“. Dabei ist das Material einfach kantig, das sind richtige Industrieprodukte. Das Handgemachte hat natürlich was, aber dadurch ist der Aufbau eben auch nicht ohne. Dann schreibt man halt nochmal: „Wackel mal ein bisschen hin und her, das ist ganz normal“ – und am Ende klappt es doch.

Ich würde immer eher auf Aufträge verzichten, wenn dafür alle so glücklich sind.
Pat

Pat: Wir kriegen viele E-Mails von Leuten, die total dankbar sind, dass wir das machen. Und wir lernen im Gegenzug ganz stark von den Wünschen unserer Kunden. Da kommen oft echt tolle Designs bei raus, die wir dann teilweise auch unter „Maßanfertigungen“ online stellen und für andere Kunden nachbauen. Viele lassen uns im Nachgang auch Fotos für Instagram oder die Homepage zukommen. Ich würde immer eher auf Aufträge verzichten, wenn dafür alle so glücklich sind.

Eure Wohnung mal außen vor: Gibt‘s Various auch irgendwo zum Anfassen?

Pat: Ja, tatsächlich: In der B-Lage in der Kampstraße. Das ist ja ein Pop-up-Store, in dem die Besitzerin wechselnde Kollektionen und ein eigenes Label vertreibt. Da braucht sie immer was zum Aufhängen – also haben wir den Laden mit vier Modellen ausgestattet und so auch eine Präsentationsmöglichkeit für uns gefunden. Ein echt toller Laden, können wir nur empfehlen, da mal vorbeizuschauen.

Danke, ihr beiden – war wunderbar heimelig bei euch!

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