11 Zeichen, dass du in Hamburg angekommen bist
Neu in einer Stadt zu sein, stellt uns meistens vor Probleme, die wir so noch nicht gekannt haben. Das neue Bahnnetz verwirrt uns jeden Morgen. Die Sprache ist zwar die gleiche, doch das heißt noch lange nicht, dass man alles versteht. Und gerade in Hamburg ist das andere Wetter eine echte Herausforderung. Woran man erkennt, allen Widrigkeiten zum Trotz angekommen zu sein, ist im Nachhinein eine ziemlich lustige Angelegenheit.
1. Der Hamburger Berg ist kein Berg
Als du in den Norden zogst, ging’s ganz schnell feiern - natürlich auf den Kiez. Du kanntest bis dato nur die Reeperbahn, aber die Hamburger sprachen immer von diesem Berg, auf den alle gehen. Du maltest dir also einen richtigen Berg mit Clubs und Bars aus und standest dann irgendwann irritiert auf einer recht flachen Straße. Inzwischen führst du deine Besucher selbst regelmäßig zum Hamburger Berg, siehst ihre hochgezogenen Augenbrauen und musst erklären: Der Hamburger Berg ist kein Berg, er ist nicht einmal ein Hügel.
2. Du kannst quasi blind Bahn fahren
Die Linien eines U&S-Bahnfahrplans einer Großstadt sind wie Adern, welche die Menschen durch ihren gesamten Organismus pumpen. Ein unkompliziertes Von-A-nach-B-Kommen macht einen großen Anteil städtischer Lebensqualität aus. Deshalb lässt sich der Vertrautheitsgrad jeder City gut darin messen, wie automatisiert man bereits Strecken zurücklegen kann. Schwierigkeitsstufe leicht: Kein Google Maps, HVV und Bahn.de bedienen zu müssen, während man blindlings Leute anrempelt. Mittel: Nicht nur die Bahn, sondern auch die Busverbindungen zu kennen. Profi: Wissen, wo man am Gleis einsteigen muss, um an der Zielhaltestelle auf richtiger Höhe auszusteigen.
3. Der Lokalpatriotismus ist real
Hamburg ist schon ziemlich geil - und vor allem Berliner besitzen am häufigsten die Frechheit, etwas anderes zu behaupten. Alle anderen sind sowieso nur neidisch und gar nicht für eine Meinungsäußerung qualifiziert. Wagt es irgendjemand - vorwiegend Menschen in Mitfahrgelegenheiten - die Vollkommenheit deiner neuen Heimat in Frage zu stellen, sträuben sich dir alle Nackenhaare. Wenn jemand hingegen über deine “wahre” Heimatstadt herzieht, bleibst du recht indifferent: Ehrlich gesagt, meistens stimmst du sogar ein, war auch echt ein Kaff im Vergleich zu Hamburg.
4. Regen? Erzähl’ mir was Neues, Digger.
Am Anfang stand der Hass - gegen jeden einzelnen Tag, an dem es dir senkrecht und waagerecht unter die Jacke geregnet hat. Gegen jeden Morgen, an dem der Himmel aussah, als hätte Sauron den Ring doch bekommen und die Welt in ewige Finsternis gehüllt. Doch: Man gewöhnt sich daran. Heute ist es kein Hass mehr, sondern Resignation - das senkt den Blutdruck und erfreut die Arbeitskollegen, denen du weniger oft mit wutverzerrter Miene guten Morgen sagst.
5. Was sollen die ganzen Raucherkneipen?
Es ist nicht gesund, wenn in einem geschlossenen Raum 50 Leute paffen. Soweit, so klar. Zu Anfang reagierte ich mit völligem Unverständnis auf diese 50er-Jahre-Verhältnisse. Nach einem Jahr ist mir jedoch klar: In Hamburg ist das Wetter meistens so scheisse, dass man sich eher eine Lungenentzündung, statt einem Lungenkarzinom holt.
6. Junggesellenabschiede werden noch hassenswürdiger
Du bist auch einer dieser Menschen, die vom kleinen Dorf in’s große Hamburg geflüchtet sind? Dann wird dir folgendes Phänomen bekannt vorkommen: Damals, in deinem 500-Seelen-Kaff, war der Junggesellenabschied von Onkel Georg ein riesen Absturz, der sich von Samstagnachmittag bis Sonntagmorgen von einer Kneipe zur nächsten hangelte. Desaströs, aber in einem gewissen Rahmen lustig. Da Hamburg jedoch als Traumort für die letzten Tage in der sogenannten “Freiheit” bekannt ist, kommt Onkel Georg nach seiner Scheidung für den zweiten Junggesellenabschied nach Hamburg - verkleidet als Prinzessin mit zwei Gummi-Dildos an jedem Handgelenk. Danach leugnest du jede verwandtschaftliche Verbindung mit ihm und würdest etwaige Exemplare gerne aus deinem Weg tazern.
7. Die Alster ist doch kein See
Wie oft man als nicht-Hamburger mit Google Maps vor der Nase fast blind durch die Stadt rennt und nicht checkt, wo hier eigentlich was ist? Mindestens 10.000 Mal. Was einen dabei immer wieder verwundert: Warum heißt es DIE Alster und nicht DER Alster. Immerhin ist das doch ein See. Oder? Der Moment, in dem dir mitgeteilt wird, dass es sich dabei um einen Fluss handelt, fühlt sich ungefähr so an, wie eine Sechs in Englisch zu bekommen, obwohl du gerade für ein Jahr in den USA gelebt hast.
8. Kneipe ist oft geiler als Club
Die ersten Wochen in Hamburg warst du noch im Club-Mode: Freitag: saufen und tanzen, Samstag: saufen und tanzen, Sonntag: auf dem Open-Air saufen und tanzen. Doch dann hast du irgendwann bemerkt, dass das in Hamburg niemand cool findet. Dann hast du bemerkt, dass das auch gar nicht so richtig zu Hamburg passt. Allmählich wurde dir klar, dass Hamburgs Stärke nicht die Clubs, sondern die ausgezeichnete Bar- und Kneipenszene ist.
(Wir lieben euch trotzdem, Uebel, Moloch, PAL and so on, aber eben nicht jedes Wochenende)
9. Jungfernstieg, Mönckebergstraße und Landungsbrücken sind an Wochenenden TABU
Bist du anfangs noch regelmäßig samstags in den Saturn am Hauptbahnhof gefahren, wenn dir mal wieder drei Glühbirnen auf einmal kaputt gegangen sind oder wolltest dir sonntags in der Brücke 10 ein Matjesbrötchen gönnen, betrittst du diese Gefahrengebiete mittlerweile nur noch unter der Woche, morgens, um halb Acht.
10. Guten Abend - ach ne: Moin
Wenn du nach einem Jahr Hamburg zu Weihnachten in die Heimat (zum Beispiel ganz in den Süden Deutschlands) reist und abends im Kiosk mit “Moin, ne Schachtel blaue Gauloises” bestellst, der Verkäufer dich missmutig anschaut und deine Begleitung dich blöd von der Seite mit “Oho, sind wir jetzt Nordlicht geworden” anblafft.
11. Guter Wein? Tja, Pech gehabt.
Du bist Biertrinker - dann kannst du jetzt zum nächsten Gif weiterscrollen. Falls du in Kneipen oder Clubs gerne mal Trauben- statt Gerstensaft in dich reinschütten willst, solltest du vorher deine Geschmacksnerven an der Garderobe abgeben. Falls du dich dagegen entscheidest, mein Beileid. Denn der übertrieben übersäuerte Fusel brennt dir jegliche Synapsen durch. Gönnst du dir dann beim nächsten Besuch im Edelitaliener deines Vertrauens eine gute Flasche Wein, achte darauf, nicht zu laut vor Freude aufzustöhnen.