Heimaturlaub: Sylt

© Dirk Wilberg

Obwohl ich in Niebüll – das ist die letzte Stadt auf dem Festland vor Sylt - geboren bin, kannte ich die Insel tatsächlich bisher vornehmlich aus der Klatschpresse und durch die leicht penetranten Autoaufkleber, die in Hamburg gern auf SUVs und anderen rollenden Statussymbolen zu finden sind. Wahrscheinlich war das der Grund, warum ich nie wirklich den Wunsch verspürt habe, ihr mal einen Besuch abzustatten.

Erst die Schwärmereien eines guten und in Punkto Geschmack äußerst vertrauenswürdigen Freundes von seinen regelmäßigen Trips nach Sylt („tolle Natur, grandiose Strände, bequem zu erreichen“) haben mich neugierig gemacht, ob sich hinter dem Promiinsel-Klischee nicht doch eine Heimaturlaub-Perle vor Hamburgs Haustür verbirgt. Und so packe ich den Weekender und steige am Bahnhof Altona in den Regionalexpress nach Sylt, der über den Hindenburgdamm direkt bis Westerland fährt.

© Dirk Wilberg

Knapp drei Stunden später erreiche ich die nördlichste deutsche Insel und werde von kräftigem Wind und einer verschlafenen Kleinstadt begrüßt. Zu Fuß geht’s zum gemütlich-schicken Hotel Noge, das für die nächsten zwei Tage mein zu Hause sein wird.

Haus Noge | Adresse: Dr.-Ross-Straße 31, 25980 Sylt/OT Westerland | Preise: Zimmer ab 85,00 € 

Um die Insel zu erkunden, besorge ich mir ein Fahrrad bei Mietrad Sylt, die man direkt gegenüber des Bahnhofes findet. Angesichts des kräftigen Windes, der Länge der Insel von 38 Kilometern und der Tatsache, dass mich hier niemand kennt, entscheide ich mich dabei für ein E-Bike, was sich als gute Wahl herausstellen wird. Und Spaß macht’s tatsächlich auch noch.

Mietrad Sylt | Adresse: Kirchenweg 7a (direkt am Bahnhof) | Preise: 5-22 Euro| Öffnungszeiten: 9-18 Uhr

Tag 1

Am ersten Tag geht’s auf dem elektrischen Drahtesel Richtung Nordspitze, zunächst nach Kampen, wo man – so die Gerüchte - haufenweise Barbour-Jacken- und Burberry-Schal-tragende Hamburger und Düsseldorfer treffen kann, wenn man will. Aus diesem Grund halte ich mich sicherheitshalber lieber in Richtung Dünenlandschaft und radel zur dortigen Uwe-Düne, einem fantastischen Aussichtspunkt am Roten Kliff, einer ca. 30 Meter hohen Steilküste, sowie dem dortigen Leuchtturm.

Uwe-Düne | Adresse: Uwe-Düne, 25999 Kampen

Wieder rauf aufs Rad und auf der Ostseite der Insel weiter nach List, wo mir rund um den Hafen diverse Fischrestaurants auflauern, unter anderem die „nördlichste Fischbude Deutschlands“, dem allerersten Gosch-Restaurant, welches hier Anfang der 70er Jahre zunächst als Imbisswagen begann. Wer es etwas nobler mag, kann bei Dittmeyer's Austern Compagnie die heimischen Austern verspeisen, die direkt im Wattenmeer vor List gezüchtet werden.

Ich schaue lieber noch bei der Meersalzmanufaktur von Sternekoch Alexandro Pape vorbei, aber leider kann die Salzgewinnungsanlage heute nicht besichtigt werden. Gut, die Luft ist eigentlich auch so salzig genug...

Gosch | Adresse:Am Hafen, 25992 List | Preise: 11-20 Euro | Öffnungszeiten: 9:30-18:00 Uhr

Dittmeyer's Austern Compagnie | Adresse: Hafenstraße 10 - 12, 25992 List | Öffnungszeiten: 11:30-21 Uhr

Sylter Meersalz | Adresse: Hafenstraße 2, 25992 List Öffnungszeiten: 10:30-18 Uhr

© Dirk Wilberg

Nächste Station auf meinem Trip ist der wunderschöne und komplett menschenleere Weststrand, überhaupt begegnen mir auf dem Weg an der Küste entlang außerordentlich wenig Menschen. Herrlich!

Am Weststrand peitscht der Wind, zwischen den Dünen gräbt sich die Jugendherberge List-Mövenberg in den feinen, fast weißen Sand, auf der anderen Seite der Bucht zieht sich der sogenannte Ellenbogen quer über den Horizont. Auf dieser lang gestreckten Halbinsel, der nördlichste Zipfel der Insel und auch Deutschlands, erkenne ich den Leuchtturm List-Ost sowie eine Kiteschule, den Weg dorthin spare ich mir allerdings, stattdessen mache ich mich auf den Rückweg nach Westerland, wofür ich den wunderschönen Radweg durch die Dünen wähle.

Jugendherberge List-Mövenberg| Adresse: Mövenbergstraße, 25992 List | Preise: ab 25,50 Euro

Kurze Kaffeepause bei der Buhne 16, einer alteingesessenen und - zu recht, wie sich zeigt - sehr populären Beach Bar am Kampener Strand, für die ich einen zehnminütigen Fußmarsch durch die Dünen investieren muss, der sich aber auch lohnt: eine entspannte Bar und ein grandioser (Surf-) Strand erwarten mich am Ende des Holzweges. Nach Kaffee, Kuchen und Erdbeerbowle (yummy!) geht es kurz zurück ins Hotel – dank E-Bike trotz starkem Wind kein Problem -, und dann weiter zum Abendessen.

Buhne 16 | Adresse: Listlandstrasse 133b, 25999 Kampen | Öffnungszeiten: 10 Uhr - open end

Statt der mit leicht zweifelhaftem Ruhm ausgestatteten Sansibar, die kurz hinter Rantum auf der südlichen Inselseite liegt, habe ich den Tipp bekommen, es lieber im einen guten Kilometer vorher liegenden Samoa Seepferdchen zu versuchen. Der Tipp erweist sich als echter Volltreffer: sensationell leckeres Essen zu adäquaten Preisen, äußerst nettes Personal und natürlich wieder ein grandioser Strand. Sylt und ich sind nach dem ersten Tag schon richtig gute Freunde!

Samoa Seepferdchen | Adresse: Hörnumer Str. 70, 25980 Sylt | Preise: 21-40 Euro| Öffnungszeiten: 12-0 Uhr

© Dirk Wilberg

Tag 2

Dank der Option auf Hotel-Frühstück bis um 12 Uhr startet Tag 2 etwas später, heute geht es ab in den Süden nach Hörnum, dem Ort an der Südspitze der Insel. Mein Weg dorthin führt mich durch die Rantumer Dünen zunächst an den Hörnumer Hafen, wo ich bei einer Portion Muscheln Ausschau halte nach der Kegelrobbe Willi, die sich regelmäßig im Hafenbecken von Hörnum aufhält und von Touristen mit Fisch gefüttert wird. Mindestens ebenso niedlich ist die ganz in Pink gehaltene Creperie am Strand sowie natürlich der fast schon obligatorische Leuchtturm.

Original Sylt Crepes | Adresse: Hafenstraße 333A, 25997 Hörnum | Preise: 2,40-6 Euro | Öffnungszeiten: 10:30-19:30 Uhr

© Dirk Wilberg

In dessen Schatten liegt das „Südkap“, ein Restaurant mit eigener Surfschule. In Sylt scheint sich alles ausschließlich um diese beiden Dinge, Essen und Wasser, zu drehen. Ist aber natürlich auch eine grandiose Kombination und vielleicht das große Erfolgsgeheimnis der Insel.

Ich lasse den Tag am unfassbar schönen Weststrand von Hörnum mit einem Besuch der dortigen Strandsauna sowie einem Snack im Strandrestaurant „Kap Horn“ ausklingen und fahre mit dem Wissen nach Hause, wie schön Sylt abseits aller Klischees und überlaufener Hot Spots tatsächlich ist. Das ich noch einmal wiederkommen werde, ist keine Frage.

Südkap | Adresse:Strandstraße 1, 25997 Hörnum  | Preise: 6-26,50 Euro | Öffnungszeiten: 10-22 Uhr

Kap Horn | Adresse: Süderende 24, 25997 Hörnum| Preise: 4,50-14,50 Euro | Öffnungszeiten: 12-21 Uhr

So kommt ihr hin:

Am besten mit dem Zug, und zwar entweder mit dem DB Intercity ab Dammtor (Fahrtzeit 3:18 Std.) oder aber günstiger und tatsächlich auch schneller mit der Nordostseebahn ab Altona (2:57 Std.).

Die Intercity-Fahrkarte kostet pro Strecke ohne Ermäßigung 47 Euro, bei der Nordostseebahn (NOB) bezahlt ihr für eine einfache Fahrt 30,20 Euro.

Eine günstige Alternative ist die Gruppenkarte Schleswig-Holstein, bei der fünf Personen für insgesamt 36,90 Euro pro Strecke fahren, d.h. pro Person gerade mal gut 7 Euro. Falls ihr keine fünf Personen seid, haltet am Bahnhof Altona bzw. Westerland Ausschau nach anderen Sylt- bzw. Hamburg-Reisenden, denn Fahrgemeinschaften sind gängige Praxis.

Das kostet der Spaß:

Neben dem Zugticket fallen - solltet ihr über Nacht bleiben - entsprechend Kosten für eine Unterkunft an, die je nach Art (von Campingplatz über Jugendherberge bis hin zu Pension oder Nobelhotel) sehr unterschiedlich ausfallen. Sylt ist eine Insel, entsprechend ist per se alles ein bisschen teurer als auf dem Festland, dazu kommt noch ein gefühlter Sylt-Aufschlag.

Außerdem gibt es natürlich noch eine Kurtaxe, diese beträgt pro Tag in der Hauptsaison vom 01.05. bis zum 31.10. jeden Jahres 3,20 Euro und in der Wintersaison vom 01.11. bis zum 30.04. 1,60 Euro. 

Bei einem Tagesausflug müsst ihr am Strandübergang beziehungsweise an der Einlasskasse für eine Tageskurkarte 3,50 Euro entrichten.

Unbedingt einpacken:

Golfschläger, Barbourjacke, Polohemd und Gucci-Täschchen könnt ihr zu Hause lassen. Wichtig sind Sonnenbrille und Sonnencreme, Hut oder besser Mütze (windig!), sicherheitshalber wind- und regenfeste Kleidung, Badehose respektive -anzug sowie eure Kreditkarte. Und wenn ihr habt und mögt einen Fotoapparat, um die fantastische Schönheit der Insel auf Bildern einzufangen. Ansonsten einfach so genießen - das geht ganz prima!

Alles, was du sonst noch über Sylt wissen musst, findest du auf www.sylt.de.

Wir bedanken uns bei der Sylt Marketing GmbH für die Tipps zur Insel sowie die Übernahme der Hotelkosten.

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