Heimaturlaub: Barfuß im Sand - in der Boberger Düne

Sie kriecht, oder besser sie schleicht – einige wenige Zentimeter bewegt sich die Boberger Düne pro Jahr gen Norden und ist damit Hamburgs letzte Wanderdüne. Reichte sie einst vom Berliner Tor bis nach Bergedorf, buhlt ihr Überbleibsel heute im Naturschutzgebiet Boberger Niederung mit Marsch, Moor und Badesee um die Aufmerksamkeit der Besucher. Und hat dabei keine schlechten Chancen: Erinnern die weichen Sandkörner zwischen den Fußzehen doch an die besten Strandtage am Meer!

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Keine fünf Minuten dauert es, da hat sich meine Ausflugs-Begleitung schon von Sneaker und Socken befreit. Ich tue es ihr nach – zu verlockend ist der knirschende Sand unter den Füßen. Zwar könnten diese nach den Monaten in dicken Socken und Stiefeln mal eine Pediküre vertragen, aber hier in der Natur stört das sowieso niemanden.

Barfuß klettern wir weiter in die Dünenlandschaft, staunen über die Sandmassen und genießen die Ruhe. Auch die Flugzeuge, die alle paar Minuten über unseren Köpfen hinwegfliegen, stören dabei nicht. So leise gleiten die Segelflugzeuge, die den Segelflugplatz mitten im Naturschutzgebiet nutzen, über die Landschaft. Vielleicht sollte ich einen Flug wagen? Beim nächsten Besuch. Jetzt will ich erst einmal weiterlaufen!

Heimaturlaub Boberger Duene

Durch das etwa 350 Hektar große und artenreiche Naturschutzgebiet Boberger Niederung im Südosten Hamburgs führen vier Wanderwege – passend zu den vier Landschaftsformen hier: Marsch, Düne, Moor und Geest. Wir entscheiden uns für den Dünenweg und spazieren – dem orangenen Schmetterling-Symbol folgend – etwa drei Kilometer durch die Sanddüne, vorbei an knorrigen Birkenwäldchen, dem friedlichen Haarteich und einigen weiten Heide- und Marschflächen. Die Wanderbroschüren mit Informationen über die typische Flora und Fauna der Landschaften, gibt es im Naturschutz-Informationshaus „Boberger Niederung“ am Eingang des Naturschutzgebiets (Boberger Furt 50) oder hier.

Heimaturlaub Boberger Duene

Zwar möchte man das Smartphone in dieser Natur am liebsten ganz unten im Rucksack vergraben, doch es lohnt sich, die App „Natürlich Hamburg!“ herunterzuladen. Per GPS leitet sie durch das Naturschutzgebiet, erklärt die Entwicklung der Düne und weist einen auf interessante Pflanzen, seltene Tiere und Landschaften am Wegesrand hin. Wir lernen: Der Strandhafer – eigentlich typisch für Küstenregionen – wurde hier künstlich angepflanzt, damit er mit seinem langen Wurzelwerk den Sand der Düne befestigt. Die Düne wird quasi durch die Küstenpflanze gezähmt. Kein Wunder also, dass einen hier alles an die Nordsee erinnert.

Heimaturlaub Boberger Duene

Beeindruckt von den Informationen und der Landschaft, lassen wir uns unter zwei Birken im weichen Sand nieder, beobachten die anderen Dünengäste und lassen den sonnigen Nachmittag vorbeiziehen. Als wir uns schließlich auf unsere Fährräder schwingen und entlang der Bille zurück zur S-Bahn fahren, tritt plötzlich ein Rehkitz aus dem Gebüsch. Ich könnte schreien vor Glück! Um das Kleine nicht zu verscheuchen, reiße ich mich aber zusammen. Stattdessen lächele ich noch immer, als ich mich wenig später durch die Menschenmengen der Schanze schlängele: wie kitschig schön es nur 30 Minuten von hier entfernt sein kann!

Käfer, Moped, Drahtesel – düst durch die Natur!

Erhebt euch aus den Cocktailsesseln und von euren Nierentischen – die kleine Urlaubsfahrt zum Naturschutzgebiet Boberger Niederung kann losgehen! Vom Hauptbahnhof braucht man mit der S2 und S21 nur eine knappe Viertelstunde bis zur Station Mittlerer Landweg. Von hier bringt einen der Bus 221 zum Boberger Furtweg. Das Naturschutz-Informationshaus ist zwei Minuten später erreicht. Noch viel besser ist es aber, das eigene Bike mitzunehmen und von der Station etwa drei Kilometer entlang des Billwerder Billdeichs zur Düne zu radeln. Ohne nervige Autos, kann man schon hier zahlreiche Tiere auf den umliegenden Marschwiesen und in den nassen Gräben und Tümpeln erspähen. Für die Autofahrer gibt es Parkmöglichkeiten beim Info-Haus.

Pack die Sonnenmilch ein, nimm dein klein' Bikini-lein

An sonnigen Tagen bietet die eher karge Dünenlandschaft kaum Schatten – Sonnenmilch und Sonnenschirm sind dann sinnvolle Mitbringsel. Im Hochsommer wird auch das Barfußlaufen zur Qual. Der Sand heizt sich zu stark auf. Damit die Naherholung nicht zur Tortur wird, flüchtet ihr am besten zum benachbarten Boberger See. Ein Tipp für die Sommermonate: Schäfer, Schafe, Ziegen und Hütehunde lassen sich von Mitte April bis September beim Weiden auf den Heide- und Trockenrasenflächen der Boberger Niederung beobachten.

Picknickköfferchen oder Gaststube?

Wir haben Glück – unser Picknick-Nachbar hat ein Taschenmesser dabei. Damit bekommen wir unseren Sekt entkorkt. Mit Blick auf die Düne schlemmen wir unsere mitgebrachten Leckereien und stoßen auf den angefangenen Frühling an. Auch an unalkoholische, kalte Getränke sollte man beim Picknick und beim Wandern in der Düne denken. Wer nicht so viel schleppen möchte, kann sich nach den Stunden im Naturschutzgebiet beim Boberger Dorfkrug stärken. Das Restaurant liegt in Sichtweite des Info-Hauses. Die Essenspreise haben es hier in sich – die Auswahl an Speisen ist aber groß. Etwas weiter entlang der Bille steht der Hof Neun Linden. Im Hofcafé gibt es hier Kaffee und Kuchen und im Hofladen könnt ihr euch mit Bio-Brot und Obst aus dem Alten Land eindecken.

Schmaler Groschen oder großer Geldbeutel?

Abgesehen von den etwas teureren Speisen im Boberger Dorfkrug ist der Ausflug ein Schnäppchen. Die Düne kostet keinen Eintritt und wer mag, kann sich das Vesper-Paket zuhause vorbereiten und es auf der Picknickdecke in der Düne verputzen. Einzig für das HVV-Ticket müsst ihr ein paar Euro abgeben.

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