Futtern wie bei Muttern im Café Forelle
Gemütlich, hübsch und fast wie Zuhause: Schon der erste Eindruck bestätigt meine Erwartungen. Der ehemalige Fischladen ist minimalistisch und dezent stylisch eingerichtet. Vor den türkisfarbenen Wandfließen stehen dunkle Holzbänke- und tische, am Ende des Raums warten die Betreiber Christof und Ilse am einladenden Tresen auf Bestellungen.
„Wir ziehen unseren Hut vor der Fischfamilie!“
Die Atmosphäre im Café Forelle ist lauschig und ruhig, eben weil es nicht so einen Lauf wie die Ottensener Hauptstraße hat. Wer es nett und entspannt haben möchte und traditionelle der Fusion-Küche vorzieht, fühlt sich hier sofort wohl. Das liegt bestimmt auch am Geist des Ortes, dem "Genius Loci", wie Christof sagt. Der war den beiden bei ihrer Suche nach einer geeigneten Location sehr wichtig. Drei Jahre hat es gebraucht, bis sie die Forelle gefunden haben und noch einmal eins mehr, um sie zu sanieren.
Wo früher der Fischhändler Essenberger drin war, musste erst einmal ausgeräumt werden: Ein altes Kühllager nahm die heutige Küche ein und Putz bröselte von den Wänden. Klar, in einem Fischladen wird eben eher gekühlt statt geheizt. Die letzte Sanierung war in den 50ern, als das Fischgeschäft in dritter Generation geführt wurde. Nur bei den türkisfarbenen Fliesen, da wussten Ilse und Christof gleich, dass die bleiben müssen, weil sie so prägend für den Laden sind. Also putzte Christof im Schein einer Baustellenlampe mit einer Zahnbürste die historischen Stücke blitzeblank. Zum Glück, denn genau die machen das Café Forelle so besonders.
Eben weil das Fischgeschäft von den 20ern bis hinein in die 80er Jahre von einer Familie geführt wurde und auch danach weiter als Fischladen in Betrieb war, wollten die beiden dem Ort nicht seine Geschichte rauben - der Name für den neuen Laden war geboren: Café Forelle.
„Es muss uns selber schmecken!“
Was gerade im Kochtopf in der Küche zur Rechten geschmort wird, kann man schon erschnüffeln. Heute ist es auf jeden Fall etwas mit Zwiebeln. Nach dem selbst auferlegten Motto "Futtern wie bei Muttern" wechseln sich die beiden mit Küche und Service ab.
Das Frühstücksangebot orientiert sich unter der Woche ebenfalls an klassischen Vorbildern wie Croissants, Müsli, Vanillequark. Besucht man die Forelle am Wochenende, erwartet einen eine opulentere Auswahl, bei der sich alles um ein deftiges Eierfrühstück dreht. Und weil Ilse und Christof alles selber kochen und backen, kommt natürlich auch jeden Tag frischer Kuchen auf die Teller.
Dabei war ursprünglich nicht angedacht, dass sie so viel kochen, es sollte mehr auf Suppe, Salat und Kuchen gesetzt werden - den Gästen schmeckte der Mittagstisch jedoch viel zu gut, so dass dieser kurzerhand ausgebaut wurde. Dazu gibt es selbstgeschmierte Stullen, „weil fremdgeschmierte Stullen immer besser schmecken!“, sagt Christof mit einem seligen Lächeln. „Das ist eben wie früher bei Mutti oder Oma.“ ergänzt Ilse - und sie haben Recht.
Wichtig ist: Es sollen traditionelle Gerichte sein, die man von Mama und Oma kennt, für die man aber selbst keine Zeit mehr hat, um sie zu kochen, oder die Rezepte über die Jahre in Vergessenheit geraten sind.
Deshalb haben es sich die beiden zur Aufgabe gemacht, die eigenen Familienrezepte auf die Karte zu setzten. So wie das verschollene Donauwellenrezept von Cristofs Mutti, welches er sich zur Eröffnung des Ladens im Dezember 2014 von seiner Exfreundin von vor fünfzehn Jahren zurückeroberte - die hatte sich damals eine Kopie des Originals gezogen. Auch die Veganer kommen bei der traditionellen, bodenständigen Küche nicht zu kurz: Die Tomatensauce für die Nudeln ist vegan, auch das Toast und das Dressing für den Salat. Jede zweite Woche gibt es obendrauf eine vegane Suppe. Somit sollte einem Besuch nichts mehr im Weg stehen. Lasst es euch schmecken!
Unbedingt probieren: Frühstück! Und Kucken! Und Mittag! Und Stulle!
Veggie: Für euch gibt es immer Nudeln, Toast und Salat, jede zweite Woche auch Suppe.
Money: Frühstück zwischen 1,80 und 4,50 Euro, Toasts zwischen 2 und 4 Euro, Mittagstisch zwischen 3 und 9 Euro.
Beste Zeit: Für ein gemütliches Frühstück und großes Stück Kuchen hat man hier die meiste Ruhe.
Café Forelle | Erzbergerstraße 14 | Dienstag - Samstag: 10-18 Uhr, Sonntag: 12-17 Uhr, im Sommer abweichend | mehr Infos