11 Dinge, die einer Fränkin an Hamburg auffallen

© Hanna Andresen

Simmelsdorf – eine Gemeinde im mittelfränkischen Landkreis Nürnberger Land. Hier liegt die Heimat der 25-jährigen Jessica. Vor drei Jahren ist die Fränkin nach Hamburg gezogen. Die Hansestadt hat sie längst in ihr Herz geschlossen, doch einige Dinge sind hier oben einfach komplett anders.

1. Faszination Hafen

Damit kann Bayern tatsächlich nicht mithalten: der Hamburger Hafen. Als Jessica das erste Mal in der Hansestadt zu Besuch war, haben es ihr die riesigen Containerschiffe und Kräne sofort angetan. Zu ihrer Mutter sagte sie: „Irgendwann komme ich zurück und arbeite in Hamburg.“ Gesagt, getan. Nach ihrem Logistik-Studium in Offenburg stand sie wieder auf der Matte.

2. Verwirrung im U-Bahn-Netz

Jessica ist zwar nicht direkt aus ihrer bayrischen Heimat nach Hamburg gezogen – Zwischenstation war Offenburg –, aber Großstadt ist dann doch noch etwas anderes. „Ich kann mich erinnern, wie ich anfangs den U-Bahn-Plan anstarrte, in der Hoffnung, ich würde etwas wiedererkennen.“ Wer zugezogen ist, kennt das Gefühl bestimmt. Die Routine kommt mit der Zeit und wer sich ohne HVV-App zurechtfindet, gehört zu den Profis.

3. Leise rieselt das Autochaos

Der erste Schnee im Jahr sorgt gleichermaßen für Begeisterung und Ernüchterung. Letzteres gilt für Jessica, wenn sie Auto fährt und sich die Menschen um sie herum wie bekloppt anstellen. Als hätten sie ihren Führerschein im Schnee begraben. „Hier ist doch alles flach und der Schnee bleibt sowieso (meistens) nicht liegen.“ Tatsächlich: Beim ersten Schnee scheinen alle Hamburger so sehr aus der Fassung zu geraten, dass sie im Autoverkehr eigentlich nicht so gut aufgehoben sind.

4. Für Schneeanzüge braucht man Schnee

„An das Wetter werde ich mich wohl nicht gewöhnen“, räumt Jessica ein. Der Blick nach Süddeutschland schmerzt da schon manchmal. Für Erheiterung sorgen aber Kinder in Schneeanzügen. „Obwohl es nicht schneit und nicht wirklich kalt ist, ziehen die Mütter ihren Kinder Schneeanzüge an. Wie winzige Michelinmännchen wackeln die Kleinen durch die Gegend.“ Und auch im Sommer wundert Jessica sich: „Bei 15 Grad tragen die Menschen hier schon kurze Hosen. Sehr seltsam.“

5. Oktoberfest in Hamburg

„Ich hätte nicht gedacht, dass es ein Hofbräuhaus in Hamburg gibt und dass die Menschen hier Oktoberfest feiern.“ Für Jessica passt das auch nicht in den Norden. Zumal Kartoffelsalat mit Mayo und Malle-Hits nichts mit Bayern zu tun haben. Und wenn wir mal ganz ehrlich sind, dann kommen wir uns in Dirndl und Lederhosen doch auch verkleidet vor, oder nicht?

6. Große Bratwürste, kleine Brötchen

Wenn man in Franken Wurst im Brötchen bestellt, bekommt man keine Bratwurst in einem Minibrötchen, sondern meist die kleinen Nürnberger – proportional also viel passender. Jessica muss noch heute schmunzeln, sagt sie: „Das Brötchen ist doch viel zu klein für so eine große Bratwurst.“ Man könnte fast meinen, es sei nur dazu da, um sich nicht die Finger an der Wurst zu verbrennen.

7. 0,3 Liter Bierflaschen – Bitte?!

Wir bleiben gleich mal in der kulinarischen Ecke: Natürlich ist auch Bier ein Thema, wenn eine waschechte Fränkin zu Wort kommt. „Von Bier haben die Hamburger schon mal keine Ahnung und was sollen eigentlich diese kleinen 0,3 Liter Bierflaschen?“ In Franken nennt man die „halben Portionen“. Aber hey, so eine kleine Flasche ist schließlich viel handlicher als eine Maß...

8. Lost im Norddeutschen

„Was ist eigentlich Tüdelband?“ Noch heute stolpert Jessica über Wörter, die für sie keinen Sinn ergeben. Es habe auch etwas gedauert, bis sie wusste was „Lütte“ bedeutet oder "Feudel". Als der Song „Ahnma“ von den Beginnern rauskam, war die Verwirrung komplett. Ihr Freund klärte dann aber gerne auf.

9. Hamburger sind tolerant

Egal, wie man aussieht, welche Klamotten man trägt oder ob man singend durch die Stadt spaziert – in Hamburg wird Toleranz groß geschrieben. In Simmelsdorf allerdings können die kleinsten Unregelmäßigkeiten zu pulsierenden Dorfgesprächen führen. Kein Wunder, dass Jessica die Offenheit und das lockere Miteinander genießt.

10. Bayern hat Berge, Hamburg das Meer

Zumindest liegen Ost- und Nordsee in greifbarer Nähe. „Die Berge vermisse ich aber schon etwas“, sagt Jessica. Ob sie schon mal in den Harburger Bergen war? Da zieht sie nur die Augenbrauen hoch. Das seien eher Hügel, aber bestimmt keine Berge. Ja, okay, und der Hamburger Berg ist auch keiner. Hier kann man allerdings auch steil gehen – ob nun auf- oder abwärts hängt ganz vom Pegel ab.

11. 14:10 Feiertage

Bitter. Bayern ist das Bundesland mit den meisten Feiertagen. Im nächsten Jahr sind es 14 freie Tage – die Hamburger haben nur zehn. „Wenn man es so betrachtet, war es ein schlechter Tausch.“ Doch den Ortswechsel bereut Jessica keinesfalls. Wenn „Hamburg meine Perle“ ertönt, stimmt sie gerne mit ein. Alster, Elbe und Elbstrand, die Kanäle, die schönen Häuser und die toleranten Menschen geben Hamburg eben sehr viel Lebensqualität. Da verzichtet man auch gerne mal auf die kleinen Nürnberger, das gute bayerische Bier, die Berge und das echte Oktoberfest.

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