Nichts für Hasenfüße: The Rabbithole
"Hoppelhäschen, lauf nicht fort, ich komm mit dir an deinen Ort!“ rief Alice und folgte dem weißen Kaninchen hinunter in seinen Bau. Sie trank aus immer neuen Flaschen, wurde größer, wurde kleiner, fühlte sich besser, schlechter, verwirrt und dann ganz klar, als sie den wundersamen Ort, das Wunderland, wieder verließ.
Folgt dem goldenen Kaninchen
Constanze Lay, Inhaberin des „The Rabbithole“ hätte keinen passenderen Namen für ihre im März eröffnete Bar an der Ecke Kleine Freiheit/Simon-von-Utrecht-Straße finden können. Am Eingang winkt der goldene Hase in den dunklen Flur der Raucherbar, in der der Zutritt erst ab 18 Jahren gestattet ist. Als es wieder heller wird, muss ich kurz blinzeln: Ich bin im Hasenbau angekommen.
Dunkle Holzböden, Wände in Erdtönen und doch kein eintöniges Rabbithole. Durch die hohen Fenster fällt der letzte Rest Tageslicht, die Fensterbänken sind mit waldgrünen Polstern bezogen, bieten Platz für Zwei am kleinen Tisch. Goldenes Licht fällt auf das Herzstück des Hasenbaus: die Bar. Das Licht der ganz unterschiedlichen, stilvoll, charmanten Deckenlampen erhellt den Raum genug, um seinen Platz zu finden und nicht zu viel, um diesem wunderbaren Ort sein Flair zu nehmen.
Ich gehe an der Bar vorbei, nicke zur Begrüßung und kann mich nicht entscheiden, wo ich sitzen möchte: An den hohen, edlen Bartischen oder auf den englischen Ledersofas, die ich im hinteren Teil des Hasenbaus entdecke. Braun gesteppte Sofas und Sessel stehen in kleinen Gruppen um kleine Tische, an der Wand prangt der Hase. Guten Geschmack hat er, das muss ich ihm lassen.
Trink mich!
Ich entscheide mich für einen Platz in der Nähe der Bar, an der rauchende Männer sitzen und an ihren Gläsern nippen. „Ich möchte auch rauchen und trinken und versinken“ denke ich, als die Bedienung schon neben mir steht. Sie hat Wasser und schöne, hohe Ballon-Gläser dabei, frisches, salziges Popcorn und die Karte. Fühlte ich mich schon wie Alice, als ich den Hasenbau betrat, war ich jetzt m Wunderland angekommen.
Es gibt alles, was das „Hasenherz“ begehrt, „Aus dem Hut gezogen[es]“, „Junge Hüpfer“ und „Alte Hasen“. Jede dieser Kategorien steht dabei nicht nur für einen, sondern mehrere Drinks, die sich geschmacklich ähneln. Als Whisky-Fan entscheide ich mich für „Vienna in Ashes“: Schokoladenlikör, rauchiger Single Malt Scotch, Orangenlikör. Wenig später wird mir ein Whisky-Glas mit dunkler Flüssigkeit und einem großen Eiswürfel gereicht, der Orangen-Hase sitzt auf dem Glasrand.
„Vienna in Ashes“ schmeckt süß, rauchig und danach, ein wenig länger zu verweilen. Wer möchte, kann sich dazu im „The Rabbithole“ auch Zigarren bestellen. Ich bleibe bei salzigem Popcorn und Zigaretten, bis ich mir den nächsten Drink bestelle, den Chocolate Birnen Smash.
Schokoladenbrand, Birnenshrub, Zucker und Minze werden mir in einer hohen Cocktailschale gebracht. Ich nicke, nippe und schmecke deutlich die süße Birnennote. Ein guter Moment um am Glas meiner Begleitung zu nippen, die sich für den süßen und im Rabithole besonders beliebten „La Primavera“ mit Hibiscus, infusioniertem Pisco, Thymian, Zucker, Pink Grapefruit und Limette entschieden hat.
"Das Unmögliche zu schaffen, gelingt einem nur, wenn man es für möglich befindet."
Jeder Drink im Bau des Hasen ist anders, schmackhaft und perfekt abgestimmt. Hier findet ihr keine Klassiker des Cocktail-Einmaleins, hier kommen besondere Überraschungen auf den Tisch, die auf der Zunge zergehen, bei der keine Zutat eine andere überlagert, kein Drink zu süß, zu rauchig, zu schwer ist. Dafür hat Constanze Lay in ihrer Barschublade gekramt und hervorgeholt, was sich über die Zeit angesammelt hat: Vor allem Eigenkreationen, aber auch Klassiker mit einem besonderen Twist, den man auch in Namen findet.
An diesem besonderen Mix hat Constanze vorher im Clockers getüftelt, wo sie für das Barkonzept, die Drinks und die Spirituosenauswahl zuständig war. Sie konnte testen, ob und was funktioniert, die Leute abholen, wo sie getränketechnisch stehen, ausprobieren, was sie sich wünschen. Für Constanze dabei oberste Priorität: Qualitativ hochwertige Drinks und der klassische Touch, aber verstaubt sollte es nicht sein. Ihre Gäste sollen sich nicht vom Altherren-Anzug einengen lassen, sie sollen sich wohlfühlen.
Der Hasenbau ist ein Ort, an dem Zeit und Raum nicht existieren, genau so ist es in unserer Bar: Man kann die Realität einfach mal vor der Tür zu lassen.Constanze Lay
Unbedingt probieren: Vienna in Ashes
Veggie: Jo!
Money: zwischen 8 und 20 Euro
Beste Zeit: When it's drink o'clock!
The Rabbithole | Kleine Freiheit 42 | Montag - Donnerstag: 18-01 Uhr, Freitag - Samstag: 18-03 Uhr | mehr Infos