Die krassen Poser aus dem Schanzenviertel

Touristenmagnet, zweite Partymeile und Shopping-District. Das Schanzenviertel wird genau aufgrund dieser Kombination gerne von den Hamburgern gemieden. Die Gegend  entwickelt sich immer weiter weg von dem linken, vollgekleisterten Szene-Viertel, das es so lange war. Diese Veränderung schafft neue, zum Großteil eklige Phänomene, die für den Aussenstehenden paradox wirken.

Luxusschlitten, Oben-Ohne-Briten und Shoppingqueens - wird die Schanze zum zweiten Kiez? Eher nicht, sie entwickelt sich schlicht und einfach zu dem, was jede Großstadt hat: Ein hippes, durchgentrifiziertes Viertel, von dem alle Auswärtigen denken, dass der urbane, stylische Hamburger hier in kleinen, unabhängigen Läden shoppen geht und Hamburg noch richtig Hamburg ist.

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Die Schanze ist längst nicht mehr nur Opfer von Investoren und Franchise-Shops sondern eine Stufe weiter: sie ist ein Viertel für möchtegern-Individualtouristen mit fadem Instagram-Profil und Hugo-Girls auf Landflucht. Eine bis auf wenige Ausnahmen ausgehölte Fassade, die gerade noch ausreichend dirty ist, um Touristen das Gefühl zu geben, hier noch ein Stück echtes Hamburg zu erleben, das nicht so kahlglatt wie die HafenCity oder die Mönckebergstraße ist. Wer will schon auf einer überfüllten Shoppingmeile posen? Das liked doch niemand.

Wie sehr das denjenigen missfällt, die hier seit Jahrzenten wohnen und wirken, zeigen die Fassaden von Edited und Charhartt ziemlich deutlich - vollgesprüht und mit Farbe beschmiert wirken sie wie einzelne Mahnmale die zeigen sollen: Euch wollen wir hier nicht. Dabei ist der Kampf doch eigentlich schon verloren, denn treibt man sich an einem sonnigen Donnerstagmittag durch die Schanze, dann sieht man mehr posende Hobby-Instagrammer und Aperol trinkende Touris, die das Kreuzberg Hamburgs schon längst voll im Griff haben.

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Dabei halten sich die meisten, an alle Regeln des Underground-Tourismus: Keine Reiseführer, kaum Stadtkarten sondern höchstens Google-Maps auf dem Handy sind erlaubt. Um auch äußerlich nicht aufzufallen, muss noch ein Turnbeutel mit Ankermotiv (weil Hamburg digger) und das einzige urban angehauchte Outfit her. Jetzt fehlt lediglich noch eine besprayte Wand, ein zugestickerter Hauseingang oder die Beckstraße um den ansonsten eintönigen Instagram-Account endlich wie mit der nötigen Dosis Individualität auszustatten.

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