Stilvoll trinken im Central Congress
Stilvoll trinken, jenseits ausgetretener Touristen- und Junggesellenabschiedspfade, kann man seit einigen Monaten im Central Congress. In dieser Bar, die nur einen Steinwurf vom Hauptbahnhof entfernt ist, wäre es gar nicht so unwahrscheinlich, dass auch jeden Moment Don Draper vorbeischauen könnte.
In Zeiten des Überflusses sehnen sich ja bekanntlich immer mehr Menschen nach dem einfachen Leben: Minimalismus, Konsumverzicht, Askese – um nur drei Schlagworte der derzeitigen Lifestyle-Trendcharts in den Raum zu schmeißen. Back to the basics will auch der Central Congress, der seine Türen im Mai des vergangenen Jahres in der Steinstraße eröffnet hat, und mit seinem Ambiente eine Zeitreise in die Heydays verrauchter und alkoholgeschwängerter Bonner Hinterzimmer verspricht.
Von außen kaum als Bar zu erkennen, ist der Central Congress ein schmuck- und schnörkelloser Raum im Konferenzzimmer-Look der 60er Jahre. Hier könnte entweder gleich Kurt Georg Kiesinger mit einem Flipchart um die Ecke kommen oder sich Don Draper nach einem gewonnenen Pitch mit seiner Entourage auf die Ledersessel fläzen.
Obwohl die Ausstattung kaum spartanischer sein könnte, ist sie bis ins letzte Detail durchdacht: Das Wandfurnier wurde eigens angefertigt und die Decke mit einem filigranen Aluminium-Gitter abgehängt. Um die zum O gestellten, mit Leder bespannten Tische, hat man schicke Designer-Stühle platziert. Quasi in die Wand eingelassen ist außerdem ein kleiner DJ-Verschlag mit Schiebefenster, in dem sich regelmäßig sowohl Hamburger als auch auswärtige DJs einfinden, um den Raum mit ihrer Lieblingsmusik zu beschallen – unter ihnen beispielsweise Pudel-Resident Phuong-Dan oder Carsten „Erobique“ Meyer.
Speaking of „Mad Men“ (die beiden Inhaber Oliver Hörr und Johannes Wildner bestreiten übrigens, die Serie jemals gesehen zu haben): Genauso, wie man beim Schauen einer Episode sofort Kette rauchen und sich an seiner hauseigenen Minibar einen Single-Malt-Whisky nach dem nächsten einschenken möchte, überkommt einen im Central Congress schnell das Bedürfnis, sich durch die gesamte Karte trinken zu wollen, um Drinks wie den „Prince of Paderborn“ zu probieren.
Ebenso ausgewählt wie das Interieur sind hier auch die Getränke: Keine Softdrinks, keine Säfte. Die Karte ist frei von Allerweltschnäpsen wie Jägermeister, Mexikaner oder Kümmel. Rum und Tequila gibt es ebenfalls nicht. Braucht aber auch kein Mensch, wenn stattdessen Pastis, Wermut und ein paar gute Rot- und Weißweine sowie weitere Brandspezialitäten zur Auswahl stehen. Bierfreunde dürfen sich hier über Moravia und Kronenbourg freuen, zwei Sorten, die einem auch nicht in jeder Kiezkneipe über den Weg laufen.
Das Beste ist jedoch: Die Preise sind moderat. Ebenfalls verpönt im Central Congress sind übrigens auch Latte- Galão-Milchschaum-Eskapaden. Hier tröpfeln lediglich Americano und Espresso aus der Siebträgermaschine. Zum Wachwerden, nicht zum verkünsteln.
Würde nicht schon eine andere Hamburger Lokalität damit werben, man könnte sagen: It’s a place for serious drinking. Ohne Ablenkung, ohne Schnickschnack, ohne überflüssige Details. Die braucht es auch nicht, denn das Publikum ist hier definitiv Deko und Accessoire genug, wie einige Gäste regelmäßig unter Beweis stellen, wenn sie im Cocktailkleid oder mit Einstecktuch auftauchen.
Central Congress | Steinstraße 5-7 | Öffnungszeiten: Montag bis Samstag ab 17:00 Uhr