11 Typen, die du in der Europapassage triffst

1. Die Genießer

Erkennst du an: Sie sucht für ihn Klamotten aus, er wartet vor den Schmuckläden.

Sie haben sich seit Wochen auf den lange geplanten Shopping-Samstag gefreut. Die PDF’s der Lagepläne ausgedruckt und einen bis ins letze Detail perfektionierten Plan in der Tasche, mit dem sie die heiligen Hallen an der Binnenalster erobern wollen: Vormittags gibt’s Schuhe, Klamotten und Accessoires. Um Punkt 12 Uhr steht das Mittagessen aus der traditionellen deutschen Küche im "Hamburg Kitchen" auf dem Plan. Der anschließende Kaffee bei "Le CroBag" wird im Stehen getrunken. Danach stehen Besuche bei WMF (praktische Küchenuntensilien!), Bijou Brigitte (Modeschmuck für sie) und Thalia (neuer Terminkalender für ihn) auf dem Programm.

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2. Die Gang

Erkennst du an: Leggins, Daunenjacken, Turnbeutel.   In Amerika bedeutet „Let’s go to the mall“ in etwa so viel wie „Lass uns abhängen“. Das Shoppingzentrum in Hamburgs Innenstadt ist zwar ungleich kleiner als amerikanische Malls, doch hat sich das Abhängen hier auch etabliert. Warum sie hier sind, wissen sie selbst nicht - einkaufen werden sie jedenfalls nichts. Stattdessen sind sie ständig auf der Suche nach Fun, pöbeln hin und wieder jemanden auf der Toilette an, und werden vom Rest der Besucher einfach übersehen.

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3. Der Gestresste

Erkennst du an: Sportschuhe, Plastiktüte, hochkonzentriertem, auf sein Ziel fixierten Blick, der alle Passagenbesucher mit Missachtung straft.

Für ihn ist die Europapassage ein Vorbote für das, was Gläubige in der Hölle erwartet, weshalb den fünfstöckigen Konsum-Ballungsraum für gewöhnlich meidet. Hin und wieder muss er „trotzdem da rein “, z.B. weil die Papeterie Europa Füllfedertinte im Angebot hat. Bevor er in die Drehtür einsteigt, atmet er tief durch und stürmt dann, mit Ellenbogeneinsatz, kampfpilotartigen Ausweichmanövern und großen langen Schritten in die Papeterie.

4. Team Bier

Erkennst du an: Goldkette, schlechter Atem, Gürtel- und/oder Handytasche.

„Ey ,dat isch jetzt hier nen Bier trinke, dat is jeure Schuld!“, brüllt der füllige, mit einem weißen aufgeknüpftem Hemd und einer zu weiten Jeans ausgestattete Typ dem eingeschüchterten Kellner hinterher. Warum er in den spärlich verfügbaren Sitzbereichen der völlig überfüllten Europapassage sitzt statt im angrenzenden Restaurant, das weiß niemand. Wahrscheinlich nicht mal er selbst. Was jedoch jeder im Umkreis von 50 Metern mitbekommt, ist das, was der Bierkönig zu seiner Frau sagt, die mit Flasche drei und vier angeschleift kommt: „Ey, der Typ, der sisch da grad neben misch jesetzt hat, dat war vielleicht ein Arschloch, wollte doch glatt, dass isch seiner Freundin och noch Platz mache.“.

 

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5. Die Opfer

Erkennst du an: Smartphone, Kopfhörer, Mütze, Sneaker.  Sie wollen nicht hier sein, sie haben sich verlaufen, als sie vom Jungfernstieg zur U3 Mönckebergstraße unterwegs waren, mit der sie zur Schanze fahren wollten. Sie sind der Erzfeind von Team Bier und den Genießern, denn für den Bierkönig sind sie komisch aussehende Opfer zum Anpöbeln und die Genießer sehen ihr Revier von den jungen Hipstern bedroht.   Ihnen bleibt nichts anderes übrig, als verwirrt von Stockwerk zu Stockwerk zu stolpern und die Übersichtskarten abzufotografieren, um irgendwie doch wieder zu einem der gut versteckten Ausgänge zu finden. Die Genießer fühlen sich von ihnen nicht ernst genommen und Team Bier hat verdammt nochmal keine Lust auf Fremde!  

Ein von Kyle Gleissner (@kylegleissner) gepostetes Foto am

6. Der Ehemann

Erkennst du an: E-Zigarette, Kaffee, Zeitung, Smartphone.  

Jeder kennt sie: die einsamen, genervten, mit leerem Blick ins Nichts starrende Väter, die auf Wartesesseln von Cecil, edc by Esprit, Hallhuber, Street One und Zero zu finden sind. Noch vor wenigen Jahren haben sie sich nichts von ihrer Genervtheit anmerken lassen, sind ihrer Frau in die verschiedensten Modeläden der Welt hinterherspaziert und haben zwischen den Umkleidekabinen mitleidvolle Blicke mit ihren Leidensgenossen ausgetauscht. Heute bleibt er der Ehe zuliebe in der Warteecke sitzen oder schon draußen vor dem Laden rauchen.

Ein von Miserable Men (@miserable_men) gepostetes Foto am

7. Die Starbucksbesucher

Erkennst du an: überdimensionaler Einwegbecher, French Nails. Sie kommen von der Mönckebergstraße, haben sich durch Drehtüren über langsame Rolltreppen endlich in die Schlange des Zuckerbomben-Baristas gekämpft. Schweißgebadet teilen sie sich auf: einer steht sich die Beine in den Bauch, der andere stürzt sich in den Kampf um einen der heiß begehrten Sitzplätze. Wenn sie ihre mit Schlagsahne und Sirup gepimpten Heißgetränke literweise in sich reinschütten, fallen Sätze wie: „Bei Balzac gibt’s einfach keine so geile Karamellsoße wie hier!“. 

Ein von オオタケアヤカ (@_ayakaotake_) gepostetes Foto am

8. Die Familie

Erkennst du an: genervtem Gesichtsausdruck, Bluthochdruck, Eis auf der Kleidung.

Der klassische Familienausflug in die Europapassage sieht folgendermaßen aus: vier Kinder, eins im Kinderwagen, eins an Mamas Hand und zwei rennen vor Papa weg. Der Vater hat schon beim Betreten des Einkaufszentrums einen Ruhepuls von 250 bekommen, während die Mutter bis zum ersten kurzzeitig verschwundenen Kind noch daran glaubt, einen schönen Shopping-Tag vor sich zu haben. Die einzige Möglichkeit, eine halbe Stunde ernsthaft shoppen zu gehen, ist den Kindern ein überdimensionales Eis in die kleinen Patschehände zu drücken. Dadurch werden sie jedoch zum natürlichen Erzfeind des Gestressten (siehe Punkt 3), denn der übersieht in seiner Hektik gern eine der laufenden Eistüten und sorgt so für ein Tumult inmitten der Menschenmassen.

Ein von Brittani Miller Fontana (@bmiller1210) gepostetes Foto am

9. Die Massagesessel-Opfer

Erkennst du an: Sandalen, Tennissocken, Speckrücken. Dieses Phänomen ist so unergründlich, es sollte einen eigenen Studiengang dafür geben. Die Europapassage ist brechend voll und es riecht nach allem, was unnatürlich ist. Inmitten dieser Quelle der Unruhe stehen drei Massagesessel, die nur darauf warten, den nächsten Kandidaten mit ihren mechanischen Rückenmassagen die Haltung zu versauen. Dabei sitzen die Opfer meistens mit geschlossenen Augen da, und ziehen abwechselnd die linke oder rechte Schulter hoch um allen umstehenden zu zeigen: Schaut her, ich gönn mir auch mal was. Das Phänomen wird in der Europapassage mit den neuen Massageliegen auf ein ganz neues Level der Absurdität gehoben.

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10. Die Fans

Erkennst du an: Tüten, Tüten und Tüten. Nicht nur die Touristenhorden, auch aus Speckgürtel und vom Land angekarrte Kaufhausjunkies lieben die Europapassage - schließlich gibt’s hier alles auf einem Fleck, sogar Hollister! Da sie noch relativ jung sind, organisieren sie sich das Auto von den Eltern und treiben einen Fahrer auf, der sie hinfährt und sechs Stunden später wieder abholt. Dann stöbern sie jeden Laden durch, der auch nur ansatzweise was zum Anziehen bietet, kaufen Unmengen an Klamotten und entdecken dann, dass es um die Ecke einen Weekday gibt.  

Ein von @dan_namikaze gepostetes Foto am

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11. Moses und seine Frau

Erkennst du an: keine Taschen (schließlich sind sie ja nicht zum Einkaufen hier).

Wie sie das machen, weiß Gott alleine, doch es gibt sie: Menschen, die in eine Gespräch vertieft durch die Europapassage schlendern, die Jacke leger über die rechte Schulter geworfen. Sie sind mittleren Alters, gut gekleidet und könnten genau so auch durch ein kleines Bergdorf im italienischen Monte Cassino laufen. Die Menschenströme in der Einkaufspassage teilen sich vor ihnen, so dass Moses und seine Frau gemächlich zur James Rizzi Pop Art Galerie im zweiten Obergeschoss spazieren können.

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