#NoSex: Ich habe kein Bedürfnis, zu sagen, dass ich sie jetzt hart ficken werde

Alle schreiben immer über Sex. Krasser Sex, ekliger Sex (Vice), schwieriger Sex (NEON), intellektueller Sex alter, weißer Männer (SZ), aber: Kaum jemand schreibt mal darüber, warum er bestimmte Dinge, Praktiken, Gewöhnlichkeiten, die für alle scheinbar total „normal“ geworden sind, nicht mag. Und warum. Denn es gibt sie da draußen: Die Frauen, die Blowjobs hassen. Die Männer, die nur verliebt mit jemandem schlafen können. Die, die nicht masturbieren und die, die überhaupt keinen Sex wollen. Genau denen widmen wir uns. Wir lassen Hamburger zu Wort kommen. In #NoSex. Heute: Warum ich Dirty Talk einfach lächerlich finde. 

Von Micha, 28, aus Hamburg.


Sex ist großartig. Soweit ich das beurteilen kann. Ich hatte jetzt noch nicht so viel davon. Bin sozusagen Spätstarter/ Late to the Party/ Nachzügler. Was wiederum bedeutet, dass ich schon jede Menge Pornos gesehen habe. Quasi proportional zu der Zeit, die ich später dran war. Wenn also von der heutigen Jugend die Rede ist, die ein total verzerrtes Bild von Sexualität „due to Porn“ hat, fühle ich mich durchaus angesprochen. Mir ist natürlich klar, dass Sex im echten Leben anders läuft, als in der bekannten Klempner-Stroh-im-Keller-Ficken?-Situation. Mir war das auch schon vor meinem späten ersten Mal bewusst. Und ich habe auch schnell gelernt, dass mein Körper zu manchen Sachen einfach nicht in der Lage ist. Und das ist auch ok. Ich bin ja kein durchtrainierter Ak(t)krobat. Auf der anderen Seite lerne ich so nach und nach was mir gefällt und was nicht. Trial and Error.

Eine Sache, die mir in jedem Falle nicht mehr passieren wird, ist Dirty Talk. Muss ich nicht, mache ich nicht. Finde ich auch ganz furchtbar. Ich habe einfach kein Bedürfnis danach, die betreffende Dame zu beschimpfen oder ihr zu sagen, dass ich sie jetzt hart ficken werde. Als Spätstarter habe ich natürlich auch genug Zeit, so viel über Sex nachzudenken, dass ich mittlerweile ordentlich verkopft bin. Fällt mir schwer loszulassen. Arbeite ich dran. Momentan ist es noch oft so ein: „Oh Gott, wundert sie sich gerade, dass ich so leise bin? Denkt sie, es gefällt mir nicht? Wie zeige ich ihr, dass es mir gefällt? Soll ich ihr sagen, was für geile Brüste sie hat?“ Aber alle Wörter aus der Kategorie Fotze (geiler Bandname eigentlich) sind für mich tabu.

Versteht mich nicht falsch: Reden beim Sex kann total toll sein, aber die nicht-lächerlichen Vokabeln beim Sprechen über Penisse und Vaginas und dem, was man/frau damit anstellt, sind ja leider sehr begrenzt. Dementsprechend bin ich auch stark für Humor im Bett, auf dem Tisch oder in der Dusche (you name it). Aber wenn es richtig dreckig wird, hört der Spaß bei mir auf. Wenn ich als „geiler Stecher/Hengst“ oder ähnliches bezeichnet werde ist der Ofen leider aus (mal abgesehen davon, dass ich aufpassen muss, nicht laut loszulachen). Ich will einfach keine Pornos nachspielen, zumindest nicht sprachlich. Über alles andere können wir selbstverständlich reden.


Es gibt Dinge beim Sex, die du auch nicht leiden kannst, die aber scheinbar alle anderen toll finden? Du hast absolute No Gos, würdest sie aber keinem verraten? Schreib sie uns (gerne auch anonym, Fake-Mail-Adresse und so) an [email protected]. Wir veröffentlichen die Geschichten nur in Rücksprache mit dir und auf Wunsch anonym.
Bild by tertia van rensburg

 

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