Chaos beim Umzug der Flüchtlinge aus den Messehallen
Bei dem Umzug von rund 600 Flüchtlingen aus den Messehallen in den ehemaligen Baumarkt in Bergedorf ist ja eine Menge schief gelaufen. Das geben sogar die Verantwortlichen zu. Dreckige Halle, schlechte Luft, keine Feldbetten, keine Trennwände, verloren gegangenes Gepäck. Das Chaos habe sich aber mittlerweile wieder gelegt, sagt Susanne Schwendtke, Pressesprecherin von fördern+wohnen: „Jetzt sieht es in Bergedorf so aus wie in den Messehallen vorher: Trennwände, Sichtschutz, Feldbetten. "Und wieder haben viele freiwillige Helfer mitgeholfen. Das war toll.“
Doch wie kam es überhaupt zu diesem Chaos?
Wie wir ja alle wissen, sind seit Anfang August 1200 Flüchtlinge in der Zentralen Erstaufnahme in den Messehallen untergebracht. Doch von Anfang an war klar: das ist kein Dauerzustand. Denn der Messebetrieb geht weiter. Ende Oktober findet dort, wo die Flüchtlinge bisher untergebracht waren, die HanseBoot statt. Also: Alle „Bewohner“ raus. Nur die Kleiderkammer darf zunächst bis Ende des Jahres dort bleiben.
Los ging’s am Freitagnachmittag gegen 15 Uhr. Allerdings von Anfang an mit Verzögerungen, obwohl alles schon seit langem geplant war. Susanne Schwendtke vermutet: „Es wurden zwei Max Bahr-Filialen zeitgleich bezogen, viele Helfergruppen waren involviert. Hier ist kommunikativ und logistisch einfach richtig viel schief gelaufen.“ Ein Beispiel: Jeder sollte sein Feldbett aus den Messehallen mitnehmen. Doch in den Bussen war nicht genug Platz. Das habe man nicht bedacht. Neue Betten gibt es zur Zeit aber auch nicht. Der Markt ist leer gefegt.
Also zog sich der Umzug. Bis spät in die Nacht. Auch, weil vor Ort nichts vorbereitet war. Und so haben circa hundert Flüchtlinge lieber draußen auf dem Bürgersteig geschlafen. Trotz kühler Temperaturen. Obwohl es in der Halle dank vieler helfender Hände schon Sonntagfrüh viel besser aussah. „Sie sagen, dass ihnen Wohnungen bzw. Containerdörfer versprochen worden seien. Doch das stimmt nicht. Was Besseres als den beheizten Baumarkt können wir aufgrund der anhaltenden Zuzugszahlen aktuell einfach nicht bieten“, erklärt mir die f+w-Sprecherin leicht verzweifelt. „Nochmal: Es geht gerade nur darum Obdachlosigkeit vorzubeugen. Mehr ist leider nicht möglich.“
Und das heißt: Nur weil keine Flüchtlinge mehr in den Messehallen sind, bedeutet das noch lange nicht, dass unsere Hilfe nicht mehr benötigt wird. Im Gegenteil: Die Situation ist nach wie vor dieselbe und jeder einzelne von uns ist gefragt.
Spenden und helfende Hände werden immer noch dringend benötigt!
Denn: Es kommen weiterhin Flüchtlinge und die Temperaturen sinken. Wer also noch Mützen, Schals, Handschuhe, Socken, Decken, Schlafsäcke, Winterjacken, Hygiene-Artikel uvm. abgeben möchte, kann das weiterhin in den Messehallen machen. Die Kleiderkammer befindet sich mindestens bis zum Jahresende dort.
Und auch alle weiteren Kleiderkammern und Initiativen freuen sich über Sach- und Zeitspenden. Im Zweifel einmal vorher nachfragen, was besonders dringend benötigt wird.
Wer direkt in Bergedorf mithelfen möchte, kann sich bei der Flüchtlingshilfe Bergedorf informieren und melden.
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