Glaube, Liebe, Hamburg: Hamburg, mach was!

Gentrifi…ach lassen wir das. Zugegeben, ich bin kein großer Freund von diesem unumgänglichen Phänomen, aber seien wir ehrlich: eine Stadt braucht Veränderungen und ist diesem Prozess ohne Weiteres ausgesetzt. Nicht immer sind sie gut, nicht immer sind sie schlecht. Aber genau hier und jetzt hört der Spaß auf, denn der schönste Ort der Welt wird bedroht: unser geliebter Pudel.

Seit Jahren muss man dabei zusehen wie sich St.Pauli verändert. Meistens machtlos und voller Nostalgie beobachtet man die systematische „Verhübschung“ des Stadtteils durch Einfluss der Investoren-Haie. Alles, was uns bislang genommen wurde, ist schlimm genug, aber das geht zu weit. Dem Pudel droht die Zwangsversteigerung.

Vor 20 Jahren gründeten die Musikliebhaber Rocko Schamoni und Schorsch Kamerun den Golden Pudel Club. Mit dem Kauf im Jahr 2008 wollten Rocko Schamoni und Wolf Richter das Bestehen des Clubs sicherstellen. Das Dachgeschoss wurde zum Büro und das Obergeschoss umgestaltet. Auch ein unkommerzielles Café fand Zuflucht im Heimathafen des Golden Pudel Clubs. Wolf Richter wurde Geschäftsführer und hegte bedauerlicherweise andere Pläne als sein Gefährte. Zwei Jahre später überraschte er die gesamte Belegschaft mit der Entlassung und ausgewechselten Schlössern im ersten Stock. Einst waren Rocko Schamoni und Wolf Richter enge und langjährige Freunde - jetzt waren sie Rivalen.

Mit jedem Tag, jeder Stunde und jeder Minute wuchs die Chance, dass Wolf Richter eine Versteigerung einleitet, indem er seinen Teil der Räumlichkeiten auf den Immobilienmarkt wirft. Was er folglich auch getan hat. Auf dem Radar wedeln schon die gefürchteten Investoren mit ihren Scheinen, um St.Pauli noch austauschbarer zu gestalten.

Das Pudel-Kollektiv kündigt maßlosen Widerstand an und kämpft für das Fortbestehen mit "the freaks are alright - Endlose Kampagne für Verschiedenes"

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Der Pudel ist eine magische Instanz, Subkultur und das Lager der Sehnsüchte. Einzig auf diesem Planeten. Erst kürzlich fand ich mich an einem weiteren Sonntagabend in den heiligen Hallen des Pudels wieder. Bei einem Bier und einem Lächeln entgegnete ich meinem Compaignon, dass ich hier die besten Abende erlebt habe. So auch jener.

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Hier haben wir zu DJ Phono, Shlohmo, M.F.O.C., Erobique und etlichen anderen unfassbar großartigen Künstlern getanzt (die Liste ist lang lang lang!), draußen auf den Bänken im Sommer haben wir geraucht, getrunken und gesungen, auf den Kacheln der Tanzfläche haben wir unseren Liebeskummer zertreten, wir haben neue Freundschaften geschlossen und lagen uns im Sonnenaufgang des Park Fictions in den Armen. Im Licht der Nacht hielten wir die Getränke hoch zur triefenden Decke, hier haben wir wild geknutscht und unsere Geschichten geschrieben. Hier haben wir uns verliebt. Hier ist unser Wohnzimmer. Hier ist unser buntes Zuhause. Das Häuschen am Rand von St.Pauli und am Tor zur Welt. Die Welt ist eine Pudel und sie wird es bleiben. Wir sind unbezahlbar.

Wir sind Glaube, Liebe, Pudel!

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 Fotos: André-Alexander Giesemann, Pelle Buys

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