Glaube, Liebe, Hamburg: Ein Netzwerk ist ein Zuhause und kein Supermarkt

Warum wir alle so arbeiten sollten

Wenn mich jemand fragen würde, wie ich am liebsten arbeiten möchte, dann würde ich sagen: so, wie das Internet funktioniert. Klingt komisch, ist aber so. Denn eigentlich könnte das Internet, könnten soziale Netzwerke unser größtes Vorbild sein, wenn es darum geht, wie wir am besten arbeiten und zwar so:

Wenn ich 2015 etwas mache, dann denke ich nicht darüber nach, wie ich das am Besten so hinbekomme, dass ich alles für mich alleine habe. Ich denke in Netzwerken, in Teams und Strukturen. Ich denke darüber nach, wer was am Besten kann und ich denke darüber nach, wie sich das alles so verteilen, aufteilen und strukturieren lässt, dass das alles am Ende richtig geil wird. Das ist nicht neu. Aber jetzt, Überraschung: dabei ist es mir völlig egal, ob die Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, Konkurrenten sind oder nicht.

Weil es keine Konkurrenz gibt.

Und das funktioniert so:

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#1 Nett ist die kleine Schwester von scheiß Netzwerk

Ein Netzwerk ist für mich nichts, das ich aussauge und das ich füttere, um möglichst viel Profit rauszuziehen. Ein Netzwerk ist für mich etwas, in dem ich lebe. Ich manipuliere dieses Netzwerk nicht, so, wie ich auch keine Freunde manipuliere. Ich kalkuliere nicht. Das ist auch der Grund, warum ich zu jemandem, der mir theoretisch weiterhelfen könnte, den ich aber nicht mag, auch nicht nett bin. Ich halte das für Energieverschwendung. Und übrigens sind die meisten Menschen ziemlich clever im Spüren von solchen Dingen. Die merken, ob man nur nett ist, weil man was will.

Der Netzwerk-Gedanke wurde aber lange Zeit ziemlich missverstanden. Nämlich genau so: Sei nett zu den richtigen Menschen. Steck den richtigen Leuten zur richtigen Zeit deine Visitenkarte zu. Ich sage: Scheiß drauf. Sei einfach irgendwie da, wo du gerne bist, sprich über das, was dich gerade bewegt und zackbumm, umgeben dich immer mehr Menschen, die du gerne magst und die dich mögen.

#2 Geiz ist so unglaublich ungeil und Teilen macht schön

Wenn wir bei Mit Vergnügen Hamburg einen Auftrag bekommen, bei dem wir denken, dass er Teile beinhaltet, die andere Stadtmagazine besser erledigen könnten, dann rufen wir sie an und fragen, ob sie Lust haben, das zu übernehmen. Wir gehen gemeinsam trinken, wir organisieren gemeinsam Dinge, wir feiern gemeinsam Geburtstage und Erfolge. Weil, s. Punkt 1: keine Konkurrenz. Weil wir daran glauben, dass 1. genug für alle da ist und 2., dass wir so das beste Ergebnis für alle hinbekommen: für den Kunden, für uns. Fertig.

Wozu das in den letzten eineinhalb Jahren geführt hat? Zu einem riesigen Netzwerk. Zu vielen neuen Freunden und Bekannten, zu viel mehr Jobs und Aufträgen, dazu, dass wir uns mögen, schätzen und uns nicht als Konkurrenz, sondern als eine Art Verbund sehen. Wir könnten uns natürlich auch alle hassen, uns gegenseitig die Butter vom Brot nehmen wollen und so. Aber echt: zusammen ne Knolle und gute Projekte macht mehr Laune.

 #3 Wertschätzung

Wo wir auch gleich beim nächsten Punkt sind: gegenseitige Wertschätzung. Wer neidisch auf andere guckt, wer nicht anerkennen kann, dass die anderen auch cooles Zeug machen, wer keine Lust hat, genau davon zu lernen: tja, dann wein doch alleine in dein Kopfkissen.

Ich verstehe den Gedanken nicht, der Menschen dazu bringt, aus Neid oder Argwohn, Arbeit von Menschen, Agenturen, Verlagen, Magazinen, die etwas Ähnliches machen, herabzuwürdigen aus Neid oder Argwohn. Erstens ist das unverschämt, zweitens ist das dumm und drittens ist das auch einfach die denkbar niederste emotionale Reaktion.

Unverschämt ist es, weil man seine Scheiße auch mal für sich behalten kann. Dumm ist es, weil man vielleicht selber irgendwann wieder einen Job braucht. Und wirklich: keiner mag Leute, die andere Leute öffentlich bloßstellen / diffamieren. Und eine niedere Emotion ist zwar okay, weil Emotion, aber es ist eben auch eine, die man mal hinterfragen kann, also: Muss ich, nur weil ich mich selbst nicht im Griff habe, gegen andere schießen? Kurzum: Neid ist okay und trotzdem kacke. Wertschätzung ist keine tolle Geste, sondern eine Grundausstattung, Punkt.

Scheiße auf Konkurrenz, scheiß auf Neid

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Ich glaube, wenn man sich an diese drei Punkte hält, kann Arbeit etwas sein, das Spaß macht und sich gut anfühlt und besonders: zwar wie Arbeit, aber nicht wie etwas, bei dem man sich ständig verstellen muss.

Ich glaube, dass Netzwerke dazu da sind, dass wir uns austauschen, etwas teilen, dass wir Arbeit aufteilen, Erfolge teilen, aus Misserfolgen lernen, das Scheitern von anderen nicht höhnisch belächeln, sondern gemeinsam gucken, was schiefgelaufen ist. Ich glaube, wir können alle etwas voneinander lernen und wen man nicht mag, dem geht man halt aus dem Weg. Das ist kein Hippie-Gedanke, sondern macht das Leben wirklich leichter.

Also: Scheiß auf Konkurrenz. Scheiß auf falsches Nettsein. Scheiß auf Neid. Besser: gemeinsam Bock auf gute Sachen haben. Und gemeinsam feiern, gemeinsam scheitern. Das ist etwas, das gerade Menschen, die etwas mit diesem Internet machen, schon oft ganz gut verstanden haben. Weil wir wissen: ein Netzwerk ist ein Zuhause und kein Supermarkt.

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