Kleine, geile Firma: spirelli wear

© Lena Müller

Wie verwertet man seine alten Bandshirts am besten? Klar, man macht Unterwäsche draus! Das hat sich zumindest Lisa gedacht und kurz darauf ihr eigenes Label gegründet: spirelli wear. Waren ihre ersten Abnehmer noch Freunde und Familie und ihr Stoff die Bandshirts durchgefeierter Nächte, kauft sie heute Baumwolle und Designs für ihre handgemachten Stücke ein und vertreibt sie online über Deutschlands Grenzen hinaus – ihren Überzeugungen und Grundsätzen ist sie dabei treu geblieben.

Mit welchen Produkten bist du gestartet und welche Produkte umfasst dein Sortiment heute?

Zuerst habe ich ausschließlich Damen- und Männerunterhosen genäht, die waren schon ziemlich beliebt bei meinen Freunden, meinem Mann und bei mir. Dann bin ich schwanger geworden, das bedeutete: Weniger Uni, mehr Zeit zuhause, mehr Zeit zum Nähen. Da hab ich dann angefangen auch BHs herzustellen. Ich vertreibe heute ganze Sets für Damen, sprich Ober- und Unterteil und für Männer weiterhin die Unterhosen.

Damals waren Freunde und Familie deine Abnehmer, wer ist es heute?

Heute vertreibe ich meine Teile online und in der Hanseplatte, das ist der Plattenladen gegenüber vom Knust. Deshalb kenne ich meine Abnehmer leider nicht mehr alle persönlich, aber was ich sagen kann ist: Mehr Frauen als Männer kaufen bei mir und wenn ich Männerunterwäsche verkaufe, dann meist an Frauen, die sie dann an ihre Männer verschenken. Und es sind auf jeden Fall qualitätsbewusste Frauen, bei mir ist alles handgemacht und wird auf Anfrage bestellt – da sitzt jedes Teil wie angegossen.

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Wenn du eines Tages nicht mehr selbst produzieren kannst – wo und wie würdest du dann produzieren lassen?

Qualität und Fairness stehen für mich an erster Stelle, deshalb würde ich spirelli niemals vollständig outsourcen. Was ich mir vorstellen könnte, wäre es mir Hilfe beim Zuschnitt zu holen aber nähen würde weiterhin ich selbst – es macht mir zu viel Spaß um es abzugeben. Was mir auch wichtig wäre ist, dass die Produktion in Hamburg bleibt und nicht verlagert wird.

Welche Materialien verwendest du für die Produktion?

Ich versuche alles so ethisch korrekt und ökologisch wie möglich zu halten – klappt auch fast ausnahmslos. In der Regel verwende ich Jersey-Baumwolle, zum Abschließen und zum Unterfüttern verwende ich aber Mesh-Stoff und Gummiband. Und wenn ich einen Stoff besonders cool finde, dann kaufe ich ihn auch mit Polyester-Anteil. Momentan experimentiere ich mit Hanf-Stoff rum, der soll noch ökologischer als Jersey-Baumwolle sein. Aber grundsätzlich kommt es auch darauf an, was sich meine Kunden wünschen – Trotzdem: meiner Grundlinie bleibe ich treu, alles würde ich nicht nähen.

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Trifft das auch auf deine Designs zu? Du verfolgst da eine stringente Linie – warum nähst du beispielsweise keine Tangas?

Ich wollte einfach ein Design umsetzen, von dem ich überzeugt bin. Ich trage meine Unterwäsche selbst, mein Mann trägt sie, der Rest meiner Familie und mein halber Freundeskreis. Ich möchte genau die (potenziellen) Kunden ansprechen, die sagen "Das ist genau mein Ding", außerdem fertige ich Einzelstücke an, da läuft das anders als im Einzelhandel. Aber wenn sich jemand einen Tanga wünscht, würde ich den auch nähen – das wäre doch eigentlich mal eine coole Herausforderung.

Und woher nimmst du deine Inspiration?

Filme, Serien und natürlich aus meinem Alltag. Es ist wichtig mit offenen Augen durch die Welt zu gehen. Außerdem habe ich jetzt Instagram als Inspiration für mich entdeckt. Manchmal gehe ich aber auch einfach in Stoffläden und stöbere.

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Auf deiner Seite steht, dass man die Wunsch-Unterhose mit dir zusammen designen kann – wie funktioniert das?

Ich hatte zum Beispiel letztens eine österreichische Kundin, die hat über instagram Kontakt zu mir aufgenommen und wollte sieben unterschiedliche Unterhosen bestellen. Wir haben dann gemeinsam über das Material und das Design gesprochen, sie hat den ganzen Arbeitsprozess begleitet und konnte immer ihre Wünsche äußern. Und ich habe vor Kurzem eine Unterhose mit Nikki-Stoff-Einsatz genäht, das war ein wirklich außergewöhnlicher Wunsch.

spirelli wear in drei Worten heißt für mich: viel fun, comfy, feminin
Lisa

Welches ist die größte Herausforderung in deinem Alltag?

Es ist für mich wirklich herausfordernd alle meine Ideen zu strukturieren. Ich kann alles nur im Schneckentempo umsetzen, was vor allem an meiner Mutterrolle und an meinem Studium liegt – das schlaucht echt total. Außerdem würde ich mich freuen, wenn jemand mal was wirklich außergewöhnliches bestellen würde und ich finde es total schwierig coole Fotos zu schießen und mich ideal auf Instagram zu präsentieren.

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Was wünschst du dir für die Zukunft von Spirelli?

Oh, da habe ich eine ganz tolle Utopie im Kopf. Und zwar, stell dir mal folgendes vor: Es ist Sommer, total heiß draussen und die Leuten fangen an sich flashmobmäßig auszuziehen und haben alle meine Unterwäsche an. Dann legen sie sich auf eine grüne Wiese in die Sonne und es würde aussehen wie ein großer bunter Flickenteppich und alle wären happy.

Lisa hat für euch noch ein Geschenk: Wir dürfen zwei Unterhosen eurer Wahl verlosen! Schreibt uns einfach bis Freitag (23.03) 15:00 Uhr eine Mail mit dem Betreff "Unterbüx" an [email protected] und erklärt uns warum ihr unbedingt eine Spirelli Unterhose braucht! Toi, Toi, Toi. 

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