Heimaturlaub: Wandern mit Eseln in Bergedorf

© Dirk Wilberg

Spazieren mit Hund? Das macht ja heute so ziemlich jeder zweite in Hamburg. Dirk und ich wollen was Ausgefallenes erleben, also wagen wir uns auf eine Wandertour mit Eseln.

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Hoch hinaus, mitten in Hamburg

Richtig, auch im flachen Hamburg ist Wandern keine Mission Impossible, wir fahren Richtung Bergedorf, genauer gesagt in die Nähe vom Gojenberg, der uns zwar nicht in die schwindeligen Höhen eines Montblanc treibt, aber mit immerhin 33,6 Metern Höhe über Normalnull zumindest im Ansatz ein Gefühl von Klettervergnügen gibt.

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Da im Gegensatz zur Hamburger Innenstadt Bergedorf noch unter einer dichten Schneedecke liegt, macht sich schon beim Aussteigen Trapperfeeling breit. Als wären wir irgendwo in Alaska. Als wir die vier putzigen Esel, die der ehemalige  Schiffbau-Ingenieur Andreas Kirsch mit seiner Frau Monika auf seiner „Eselei“ versorgt, kennenlernen, schmilzen wir fast schon dahin wie Neuschnee in der Mittagssonne.

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Sind die putzig!

„Ich sag immer deutscher Mischmasch-Esel“, beschreibt Kirsch seine Tiere. Moritz und Maja, die zwei Kleinen, sind mit rund 95 Zentimetern Stockmaß Zwergesel, Paula mit 1,13 Metern ist Hausesel – und Pinu'u mit 1,07 „entweder ein sehr großer Zwergesel oder ein sehr kleiner Hausesel.“ Egal, denn richtig hübsch sind sie alle vier mit ihren Flauschohren und dem grauen Zottelfell.

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Flauschige Vielfresser on tour

Wir merken beim Kraulen und Striegeln schnell, dass Esel im Umgang sehr sanft sind. Wie Pferde haben sie vorn einen toten Winkel und schlagen hinten gern mal aus, wenn sie etwas erschreckt (also nähert man sich von der Seite) aber das ist ja auch verständlich, oder?

Sie werden gestriegelt und die beiden größeren mit Satteltaschen ausgestattet, es gibt nicht nur Früchtepunsch und Kekse für uns bei der Pause oben auf dem Berg später, die Langohren kriegen unterwegs Heu. Was uns die Esel nämlich gleich sehr sympathisch macht: Sie haben immer Hunger, wenn man sie ließe, würden sie futtern bis man sie weinfassgleich den Gojenberg runterrollen könnte!

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Obacht ist also gleich geboten, damit die Tiere unterwegs nicht an Sträuchern und Büschen knabbern, denn dass sie Vielfraße sind, heißt nicht, dass sie auch einen Magen aus Stahl haben. Auch Esel haben Lebensmittelunverträglichkeiten!

Vom Bergedorfer Wohngebiet setzen wir uns als Mini-Karavane mit Andreas und Monika und vier Eseln in Gang. Jeder von uns kriegt ein Exemplar mit Halfter und Führstrick an die Hand – auch wenn es anfangs ungewohnt ist und wenn die Tiere stoppen, weil sie ihr Maul in den nächsten Busch stecken wollen, merkt man schnell, wie viel Kraft diese kleinen Huftiere haben. „Wenn die richtig loslegen würden und durchgingen, hätte man als Mensch keine Chance, dann muss man loslassen“, erklärt Andreas, der die Eselei 2016 gründete und seitdem Wandertouren durch Hamburgs Osten für Kinder, Paare, Familien oder Firmenfeiern anbietet. „Aber die bringt nichts so schnell aus der Ruhe also keine Angst!“ Schade, wir hätten irgendwie ein Foto, wo einer von uns hinter einem durchgehenden Esel durch den Schnee gezogen wird, ganz lustig gefunden!

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Wilder Ritt? Nööö, alles ganz gemächlich.

Aber für derlei Stunts ist man hier falsch: Wandern mit Eseln in der Natur ist die totale Wiederentdeckung der Langsamkeit. Irgendwann trottet man ganz selbstvergessen neben den Tieren her, als hätte man das schon seit Jahrzehnten als Eselhirte gemacht. Es hat was von Geh-Meditation, dass es anfangs noch an befahrenen Straßen vorbeigeht, macht unseren grauen Begleitern nichts aus, auch die teils vereisten Treppen den Hang hinauf, vorbei an Spaziergängern mit kläffenden Hunden, sogar die Kettensägen der Waldarbeiter im Bergedorfer Gehölz ertragen sie ohne Murren bzw Wiehern.

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Nach ein paar Stunden Wanderung sind wir durchgefroren, aber ziemlich tiefenentspannt, verabschieden uns von Monika, Andreas und den Eseln und können so eine Wanderung allen wärmstens empfehlen, die mal eine ganz andere Art von Gassi erleben – und ein hübsches Fleckchen in Hamburg kennenlernen wollen!

So kommt ihr hin: „Die Eselei“ / Brookdeich 288 / 21029 Hamburg. Mit der S-Bahn S21 ab Hauptbahnhof – 20 Minuten bis Bergedorf, oder dem RE1 10 bis Bergedorf – von dort weiter mit der Buslinie 8890 oder 228  bis Haltestelle „Holtenklinke“, ab dort 5 Minuten Fußweg bis Brookdeich 288.

Das kostet der Spaß: Eine vierstündige Halbtagestour kostet 75,-€ pro Esel inkl. zwei Personen, jede weitere Person zahlt 25,-€. Die siebenstündige Tagestour kostet pro Esel 135,-€ inkl. zwei Personen und einem Brötchenpicknick, weitere Gäste zahlen 45,-€ pro Person. Kinder, die kleiner sind als Pinu'u (1,05m Stockmaß) wandern umsonst mit. Weitere Angebote kann man direkt mit Andreas Kirsch absprechen.

Unbedingt einpacken: Nicht unbedingt Eure neusten Klamotten, feste Schuhe und sonst je nach Witterung Regenkleidung, Sonnenschutz, Proviant je nach Länge der Tour. Ansonsten braucht Ihr nix, Ihr habt ja Euren Esel!

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