Fisch, Frisch und Fein: Zu Tisch im Juwelier

Stand ein Juwelierbesuch schon einmal auf eurer Liste? Nein? Gut, auf meiner nämlich auch nicht. Mich ziert und schmückt ganz und gar kein Körperschmuck: Ketten oder Ringe interessieren mich genauso wenig, wie die „Cartiers“ und „Tiffanys“ dieser Welt. Habe ich deshalb bis jetzt Augen und Ohren vorm Restaurant „Juwelier“ verschlossen?

Direkt an der Weidenallee, wo man die wilde Schanzenluft noch riechen kann, mit einem Fuß aber schon im Eimsbütteler-Ruhegebiet steht, siedelt sich zwischen all den Interior und Modeläden das Restaurant „Juwelier“ an: Eine große Fensterfront wird von einer schwarzen Wand mit gleichfarbigem Rollladen und rotem Schriftzug umrandet. Das verleiht dem Ganzen gleich ein bisschen Straßen-Gourmet-Glamour, wirkt aber auf den zweiten Blick durch den einfachen Außenbereich und den Kiosk nebenan sympathisch und nicht abgehoben.

Wir werden freundlich von der Kellnerin begrüßt, sie führt uns in den kleinen Raum der Platz für 30 Personen bietet. Die Einrichtung ist minimalistisch, es hängen zwei Bilder an der Wand, im hinteren Teil befindet sich der Barbereich und eine offene Küche. Perfekt, um den Köchen beim Rotieren zusehen: Es brutzelt, zischt und man hört Messer auf Schneidebretter fallen. Hier kann man die Frische der Gerichte nicht nur riechen, sondern auch sehen.

Holztische- und Stühle sind im Pärchen-Modus dicht aneinander gestellt: „Man hat am Tisch seinen eigenen Kosmos, ist aber auch sehr nah mit den anderen Gästen in Verbindung“, erklärt Chef und Inhaber Lutz Bornhöft sein Raumkonzept. Er und seine Geschäftspartnerin Katja Dietrich haben vor mehr als 10 Jahren eine ehemalige Eisdiele renoviert, um das jetzige Restaurant hier zu eröffnen.

Luxus und Genuss

Aber wie kam es eigentlich zu dem zweideutigen Namen? Als erstes gründete Katja die Espressobar „Juwelier“. Dort war vorher ein Juwelier ansässig – der Name deshalb auf der Hand und war schnell gefunden. Aber die Namensgebung ist natürlich nicht ohne Hintergedanken entstanden: „Der Juwelier und Koch sind beide Handwerker. Ein Juwelier macht etwas für die Ewigkeit, der Koch gegensätzlich etwas Vergängliches", erklärt Lutz die Hintergründe "Aber es ist beides immer Luxus und Genuss“. 

Kennengelernt haben sich die beiden „Juweliere“ über die Espressobar: Lutz hatte zwischen seinen Kochstationen als Weinhändler gearbeitet und Katja beliefert. Eigentlich wollte er wieder als Koch arbeiten, jedoch nicht als Angestellter, sondern als sein eigener Chef. Als die Immobilie neben der Espressobar frei wurde, schlossen sich die beiden zusammen und machten das gleichnamige Restaurant auf.

Zwischen den Jahren ist viel passiert: Catering-Aufträge gingen ein, Lehrlinge wurden ausgebildet, die HFBK wurde vier Jahre lang mit feinster Mensa-Küche verwöhnt, das „Juwelier Studio“, eine Mietlocation für Ausstellungen, Fotoshootings und Filmdrehs wurde eröffnet. Nebenher lief zusätzlich noch die Feinkostlinie „Juwelier“, mit der Marmeladen, Chutneys und viele verschiedene Köstlichkeiten zubereitet wurden. Mittlerweile ist es wieder ruhiger geworden: Der letzte Lehrling läuft bald aus, Feinkost-Linie und Mensa-Bekochung wurden wieder eingestellt. Und Lutz kümmert sich nun alleine um das Restaurant, Katja sich dafür um die Espressobar.

Erst das Produkt, dann das Gericht

Alle 2-4 Wochen wird eine neue Karte geschrieben: Die Gäste können jeweils zwischen einem Fisch, einem Fleisch und einem vegetarischen Gericht wählen. Die Vorspeisen setzten sich aus „Crescenza: Salat von Frühlingsgemüse (11€)“, „Matjes: Bohnensalat mit Senf/Apfelvinaigrette“, oder „Roastbeef mit Blattsalat“ (13 €) zusammen.

Lutz ist es besonders wichtig, dass sich der „Juwelier“ keiner bestimmten Küche zuordnen zu lässt: „Wir orientieren uns an den Produkten, oder was uns über Fischer, Jäger oder den Großmarkt angeboten wird. Über das ausgewählte Produkt entsteht dann das Gericht. Ob asiatisch, klassisch oder mediterran spielt keine Rolle.“ Auch will man sich über keine Klassiker definieren. Die Gäste sollen wegen der Vielfalt kommen und nicht eines bestimmten Gerichtes wegen.

Die Weinkarte hingegen lässt eine geographische Eingrenzung zu: Es werden hauptsächlich deutsche, österreichische und französische Weine angeboten. Wir bestellen bei der bemüht-höflich-zuvorkommenden Bedienung jeweils ein Gläschen „Riesling“ (0,2l 7€) und können Lutzs Weinexpertise hiermit hochoffiziell bestätigen. Prost!

© Vincent Schwenk

Schäumchen-Träumchen zum verpseisen

Wegen Sommer und heiß, ließen wir die Vorspeise ausfallen – bekamen aber gleich einen netten „Gruß“ in Suppenform aus der Küche zugesendet. Die kalte Erbsensuppe war lecker, leicht und cremig – ein absolutes Schäumchen-Träumchen also.

Als Hauptspeise wählten wir das „Erbsenrisotto mit Ziegenkäse und grünem Salat“ (18€) und den „Pannfisch mit Kartoffelpüree und Senfsauce“ (22€). Beide Gerichte schmeckten gut, der Fisch war in seiner Konsistenz sanft und butterweich. Die Essiggurken in der Sauce gaben dem Gericht noch den letzen Feinschliff. Fancy Hausmannskost ist hier wohl der richtige Begriff. Das Risotto war im Biss perfekt, Ziegenkäse und Salat geben sowieso immer ein tolles Team ab. Allerdings waren für unseren Geschmack beide Gerichte ein bisschen zu stark gewürzt – kann aber auch daran liegen, dass wir beide der Salz-Skepsis verfallen sind und dass sich der Salz-Streuer mittlerweile eher im hinteren Teil unseres Küchenregals befindet.

Als Nachspeise kam noch das „Quarkmousse mit Erdbeeren“ (7€) auf den Tisch – war gut, hat uns aber nicht bis zum Anschlag hin überzeugt. Preis-Leistung stimmen nicht ganz, man verlässt das Restaurant mit einigen Scheinen weniger. Hier macht der Juwelier seinem Namen alle Ehre – im Vergleich zum Diamantenring-Kauf kommt man hier aber noch günstig weg.

Vieles hier stimmt: Die Atmosphäre ist locker-lässig und sprüht vor familiärem Flair. Am Nebentisch wird gemütlich beisammen gesessen, gleichzeitig stimmt ein Kinderlachen mit ein. Mein leicht beschwipster Fotograf möchte noch ein Foto machen. Er setzt an und – nichts passiert. Lutz weißt ihn darauf hin, doch erstmal den Deckel vom Objektiv zu nehmen. Jetzt ist es definitiv an der Zeit zu gehen.

Tipp der Redaktion: Sonntag ist Schnitzeltag!

Reservieren: Nichts riskieren, lieber reservieren!

Veggie: Hier werden auch Vegetarier glücklich!

Juwelier Weidenallee
© Anna Nguyen

Lecker essen bei Juwelier

Direkt an der Weidenallee, wo man die wilde Schanzenluft noch riechen kann, mit einem Fuß aber schon im Eimsbütteler-Ruhegebiet steht, siedelt sich zwischen all den Interior und Modeläden das Restaurant „Juwelier“ an. Derzeit bekommt ihr werktags leckere Mittagsgerichte und die Espressobar hält einige Kaffeespezialitäten für euch bereit! Das alles läuft nach dem Motto: Der Juwelier und Koch sind beide Handwerker. Ein Juwelier macht etwas für die Ewigkeit, der Koch gegensätzlich etwas Vergängliches", erklärt Inhaber Lutz die Hintergründe "Aber es ist beides immer Luxus und Genuss“.

  • Juwelier
  • Montag bis Freitag: 10:00-15:00 Uhr
  • Essen Ca. 10.50 - 22 Euro
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