Einmal um die Welt: Zu Tisch im Wilhelmsburger "Flutlicht"

In Wilhelmsburg geht was! Seit zwei Jahren zählt das Flutlicht dort zu den ersten Adressen und erfreut eingesessene Wilhelmsburger, Ausflügler und Wochenmarktbesucher mit einem internationalen Speiseangebot – und drei Besitzern, die Ihr unbedingt kennenlernen solltet.

Der Abend in Kürze

Ida: Sympathisch, bodenständig und familiär ist es im Flutlicht. Und das vor allem, weil der Laden von drei Brüdern geführt wird, die nun bereits seit 15 Jahren „echte“ Wilhelmsburger sind und hier jeden „Hans und Franz“ kennen (O-Ton des jüngsten der drei Brüder Massieh).

Sarina: Wilhelmsburg ist ein Dorf! Zwar ein sehr buntes und heterogenes, aber ein Dorf. Wer das nicht glauben mag, kann sich im Flutlicht davon überzeugen. Hier kann man international essen, solide Cocktails trinken, etwas über die wahren Strukturen des Kiezes lernen und ganz nebenbei den neuesten Tratsch abfragen – und das aus erster Hand (aber pssst)!

Das Essen

Sarina: Nach dem Motto „wir haben alle lieb“ lädt die Karte dazu ein, sich einmal querbeet um die Weltkugel zu essen. Sie reicht von Samosa, Flammkuchen und Burger über Pasta, Salat bis hin zu Ofenkartoffeln und Safranreis. Oft dabei: ein afghanischer Dreh.

Betty nimmt die Homemade Tortellini mit Hack, Linsen, Koriander und Quark (11,50 Euro). Die hat die Mama-Abdul schon gerne gekocht und ihr Zweitgeborener noch verfeinert. Ich nehme den Flutlicht-Salat, der hübsch angerichtet mit Trauben, Minze und Blaukäse kommt (8,20 Euro). Tolle Kombination. Dazu Grauburgunder aus einem riesigen Glas – wirklich gut! Und absolut fair bezahlt.

 

Ida: Zugegeben, eigentlich stimmt mich eine bunt gemischte Karte meist etwas misstrauisch – man denke an den pizzabackenden, burgerbratenden China-Imbiss, der leider keinen der angebotenen Dienste so wirklich beherrscht. Hier werden wir eines Besseren belehrt: Das Essen schmeckt!

Noch versöhnlicher stimmt mich Massieh, der erzählt, die Karte sei ganz bewusst so vielfältig: „Wenn du mit einer größeren Gruppe zum Portugiesen gehst, wird es immer jemanden geben, der keinen Fisch mag und den Tisch mit knurrendem Magen verlässt. Wir hingegen haben für jeden etwas auf der Karte.“ Und so kommt das Essen zwar einfach, aber immer in guter Qualität. In diesem Sinne wähle ich die Ofenkartoffel mit Sour Cream und mediterranem Gemüse (7,20 Euro). Letzteres ist knackig, frisch und gut gewürzt.

Das reizt uns noch auf der Karte

Ida: Massieh empfiehlt uns den vegetarischen Burger (7,90 Euro), der tatsächlich von allen angebotenen Burgern am meisten nachgefragt wird. Dass die vegetarische Variante der Fleisch-Brötchen-Kombi vorgezogen wird, habe ich zuvor noch nie gehört! Allerdings meldet sich mein Burgerappetit heute nicht und so bleibt es bei der Ofenkartoffel.

Die Location

Sarina: Hier ist es nicht shabby, auch nicht schnieke und am wenigsten puristisch. Stattdessen ist es erfrischend normal. Aus den Lautsprechern tönt erst Soul, später Pop. Im Bücherregal steht der Bestseller Krimi neben dem Wörterbuch. In Berlin würde so ein Laden untergehen, in Wilhelmsburg geht´s durch.

Irgendwie bekomme ich hier das Gefühl, dieses Restaurant sei keineswegs aus Geldzwecken entstanden, sondern vor allem aus Liebe. Aus Liebe zur Familie, zur Gastronomie, aber vor allem zu Wilhelmsburg. Das beweist schon der Name „Flutlicht“. Der soll nämlich an die Sturmflut von 1962 erinnern, die Wilhelmsburg übel heimsuchte. Und man bedenke dabei: Das war lange, bevor die drei Brüder auf der Welt waren, geschweige denn Hamburg sahen. „Licht“, sagt Massieh „ist etwas Schönes, etwas Positives.“

 

Ida: Im Flutlicht sitzt man gemütlich an wunderschönen, alten Holztischen, die allesamt mit frischen Blumen und Kerzen geschmückt sind. Das gefällt mir! Die dunkelrote Farbe, die hier und da die Wände schmückt, ist ein Überbleibsel der Restaurantkneipe, die vorher diese vier Wände bespielte. Genauso wie das alte Klavier gegenüber der Eingangstür. Die Fotografien stammen übrigens von einem befreundeten Künstler, der gleichzeitig Stammgast ist. Ziemlich zusammengewürfelt, könnte man meinen – funktioniert aber trotzdem ganz gut!

Die Gastgeber

Ida: Wir sprechen mit Massieh, dem jüngsten der drei Abdul-Brüder. Was den Sympathiefaktor angeht, liegt die Messlatte jetzt wirklich hoch! Derweil kocht Esmat für uns. Haschmat, der Älteste, genießt seinen freien Abend. Die drei haben das Flutlicht vor zwei Jahren gemeinsam eröffnet. Alle kommen ohnehin aus der Gastronomie. Aufgewachsen in Wandsbek, sind sie inzwischen eingefleischte Wilhelmsburger: „Man geht hier auf die Straße und kennt jeden. Das ist das Schönste an Wilhelmsburg – und die unvergleichliche Multi-Kulti-Atmosphäre!“

Sarina: Großartig! Ich wäre gerne mal mit Ida bei einem Familienessen dabei. Massieh hat nämlich verraten, dass es zu Hause ziemlich klischeehaft zugeht – und ich liebe ja Klischees. Sie machen mich glücklich. Bei Massieh hört sich das dann so an: „Viel, viel gutes Essen, alle an einem Tisch – und Perserteppiche.“ Und dabei packt er sein breitestes Schmunzeln aus. (Danke dafür, lieber Massieh!)

Was in Erinnerung bleibt

Ida: Die Idee, hier mal zum Marktfrühstück vorbeizuschauen. Das wird nämlich jeden Mittwoch und Samstag serviert, denn dann ist direkt gegenüber der Wochenmarkt. Mitten im Geschehen sitzend, kann man sich hier das bunte Treiben aus erster Reihe anschauen.

Sarina: Stellt Euch unbedingt mit den Abduls gut! Dann werdet ihr mit reichlich Herzlichkeit, Insiderwissen und purer Sympathie überhäuft. Oder Jungs?

Unbedingt probieren: Flutlicht-Salat, der hübsch angerichtet mit Trauben, Minze und Blaukäse kommt (8,20 Euro), dazu einen leckeren Grauburgunder - die perfekte Kombi.

Veggie: Na klar doch, wir leben ja nicht im Jahr 1999

Beste Zeit: Das ist Wilhelmsburg, hier kommt man, wann man Lust hat.

Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag: 11:30 - Ende, Mittwoch, Samstag, Sonntag: 10:00 - Ende | Essen zwischen 7–15 Euro, Getränke ab 1,50 Euro | Mehr dazu

Zurück zur Startseite