Auf ein Astra mit... Herrenmagazin

Die Band Herrenmagazin muss man lieben. Für ihre Texte, für die Stimmung, für die Atmosphäre... Mir sind Menschen generell unsympathisch, die diese Band nicht mögen. Wenn du Herrenmagazin noch nicht kennst, dann ist das sicherlich ein herber Verlust, aber das kannst du ja jetzt nachholen. Mit ihrem neuen Album Sippenhaft sind sie ein ganzes Stück ruhiger und tiefer geworden, was einen Live dann aber noch viel, viel näher ranholt. Wir haben zusammen Bier getrunken und ein bisschen geschnackt (und danach eventuell weiter getrunken!).

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Fragen, die ihr nicht mehr hören könnt. Das könnten wir mal vorab klären.

Deniz (nachfolgend D.): Woher kommt der Name?

Rasmus (nachfolgend R.): Wie habt ihr euch kennengelernt? Wie lange gibt’s euch schon?

D: Wie schreibt ihr Songs? Was inspiriert dich?... Na ja, irgendwie ist es verständlich sowas zu fragen, aber mit ein bisschen Gegoogle kriegt man das schon alles rausgefunden.

Was inspiriert euch?

D: Da gibt es ein Interview mit Jonah Hill und James Franco, wo ein Comedian die auch fragt „Welche Fragen könnt ihr nicht mehr hören?“ und dann genau das fragt. Und Jonah Hill findet das richtig unwitzig und dann rastet er richtig aus und bricht dann auch das Interview ab. Aber das ist ja auch total unangenehm, wenn Leute sich so selbst produzieren, also wenn sich der Interviewer produziert.

Dann fangen wir doch mal ganz tiefgründig an: Welchen Song singt ihr unter der Dusche?

D: Ich habe nicht so einen regulären Vorhang, sondern so eine Scheibe und da habe ich mir angewöhnt unter der Dusche zu malen.

Rasmus, singst du unter der Dusche?

R: Nee, aber als ich Zivildienst gemacht habe, da habe ich auf dem Flur so ein Geschrei aus der Dusche gehört und dann dachte ich, da ist irgendwas vorgefallen, als ich mich dann näherte, da habe ich dann aber festgestellt, dass mein Zivi-Kollege, der Schauspieler werden wollte, den Doktor aus dem Woyzeck zitiert hatte.

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Lass uns doch Mal kurz über Musik sprechen: Sippenhaft, euer neues Album. Sippe, Familie... kommt das als Leitthema hin?

D: Ja, ich würde uns beide, dich und mich, ja auch zu einer Sippe zählen. Wir beide bewegen uns in einem Netzwerk, das einfach ähnliche Regeln aufweist. Und die sagen einem, was man zu tun und zu lassen hat. Das fließt in alle möglichen in Entscheidungen - also in JEDE Entscheidung mit ein. Was würden die denken? Oder alles worauf man stolz ist, das alles hängt mit der "Sippe" zusammen.

Ist es dann ein Konzept-Album oder ist es dann so im Prozess rausgekommen, worum es geht?

D: Im Prozess. Es geht um Beziehungen.

Alles worauf man stolz ist hängt mit der Sippe zusammen.

Als ihr das Album gemacht habt, habt ihr da schon gewusst, dass euer altes Label Delikatess nicht weiter macht?

R: Es war dann irgendwann klar.

D: Also es war klar, dass die irgendwas verändern müssen.

R: Entweder professionalisieren - was ja ein herber Schritt ist, zu dem kann man sich schlecht entscheiden und sagen: So, wir verdienen jetzt Geld damit!

D: Wir haben ja die Platte sowieso in kompletter Eigenregie aufgenommen

Ist das nicht ein großes Risiko? Kriegt man da Existenzängste?

D: Wir waren existenziell nie abhängig von der Band. Insofern war das alles total easy. Es ging nie darum mit der Band den Lebensunterhalt zu bestreiten. Und vielleicht hat uns das auch befreit. Vielleicht gibt uns das Möglichkeiten, die andere Bands nicht haben.

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Hat sich an der Arbeitsweise etwas verändert im Vergleich zu den Platten davor?

D: Ja, wir haben Albrecht, den Klavierspieler, dazugeholt und der hat sehr früh schon in den Arbeitsprozess eingegriffen und der hat schon sehr großen, neuen Einfluss gehabt. Er hat uns darauf hingewiesen, dass man die Komfortzone auch Mal verlassen kann und gucken kann, ob man sich dem Lied nicht mal aus einer anderen Perspektive nähert.

R: Nicht jedes Lied hat zwangsläufig die ansteigende Spannungskurve.

D: Das war schon cool, weil da dann ein Album rauskam, was man von Herrenmagazin vielleicht gar nicht so erwartet hätte. Und das macht uns total glücklich.

Vor einem dreiviertel Jahr oder so, da hab ich dich mal betrunken im Bus getroffen und da meintest du, dass du immer probierst die besten Songs zu schreiben, die du jemals geschrieben hast und dass du glaubst, dass es bei der neuen Platte funktioniert hat. Bist du nüchtern immer noch der Meinung und ein dreiviertel Jahr später?

D: Ich bin der Meinung, dass wir hervorragende Songs gemacht haben. Ich würde jetzt nicht sagen, dass alle Songs, die besten Songs sind. Das ist, glaube ich, die einzige Einschränkung, aber ich glaube, dass die Mehrheit der Songs Songs sind, die wir auch noch in vielen Jahren lieben und live spielen werden.

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Bereut ihr irgendwas, das ihr als Band gemacht habt?

D: Ich bereue was, aber das sage ich nicht.

Das hört man gern.

D: Aber weil ich genau weiß, dass du dann irgendwie Connections zu Tide hast und dir dann irgendwelche Bänder besorgen lässt.

Ach, Quatsch!

D: Wir haben mal eine TV-Show bei Tide gemacht – ganz, ganz am Anfang... Boah, das war scheiße. Die haben mich dann hinterher angerufen und gesagt: Boah, es tut uns so leid! Und ich dachte: Nein, das ist bestimmt nicht so schlimm... Und dann hab ich es gesehen und es war so scheiße! Das Bild, der Sound, der Typ, der Schnitt, es war unerträglich. Und das Schlimmste: Wir haben die DVD bekommen und dann hab ich die in den Player getan und wir haben uns das Zuhause angeguckt und alle haben so gelacht und ich dachte nur: Nein, das kann nicht sein, das kann nicht sein! Und dann switche ich um auf TV und dann lief es grad im Fernsehen!... Das war so scheiße!

Und dann waren die Batterien alle und du konntest den Fernseher nicht mehr ausstellen!

D: Ja, und dann kam ein neuer Fernseher!

R: Was ich bereue, das ist so marginal... Das würde nur dazu führen, dass du denkst, ich bereue nichts.

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Habt ihr auf einer Aufnahme eine ungestimmte Gitarre?

R: Ja, bei der TV Noir Fernseh-Aufnahme.

D: Ja, das war auch dumm.

R: Wir haben mal zwei Gitarren verloren.

D: Ja, die wurden uns geklaut, in der Prinzenbar. An Silvester.

Wen würdet ihr gerne auf die leeren Plätze auf eurem Album-Cover setzen?

[Hier entstand eine lange Diskussion, in der so ziemlich jede wichtige Person der Geschichte aufgezählt wurde. Dies wird dem Leser an dieser Stelle erspart]

Ihr habt jetzt so viel gesagt, soll ich mir da einfach etwas raussuchen? Hitler und Che Guevara? Das macht sich gut in der Facebook-Beschreibung: Herrenmagazin über Hitler, Che Guevara und ihr neues Album "Sippenhaft"!

D: Ja, genau!

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Wart ihr schonmal so betrunken auf der Bühne, dass ihr nicht mehr spielen konntet?

D: Dass wir nicht mehr spielen konnten nicht, aber dass wir nicht gut gespielt haben schon!

Hat's euch um die Gäste leid getan?

D: Nö. Wir haben andere Dinge auf der Bühne vergeigt, aber das lag nie am Alkohol-Konsum. Wut-Ausbrüche...Weggeworfene Gitarren... Aber das war nie die Schuld von uns beiden. Und auch nicht Pauls. Muss jetzt der Leser herausfinden, wessen Schuld das war.


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Bilder: Maria Kotylevskaja

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